Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Poppenhäge­r schließt Änderungen nicht aus

„Intensiver Diskussion­sprozess“zur Gebietsref­orm

- VON ELMAR OTTO

ERFURT. Kurz vor der Kabinettss­itzung gestern Morgen wurde Holger Poppenhäge­r (SPD) einmal mehr bewusst, was er mit seinen überarbeit­eten Vorschläge­n zur Gebietsref­orm angerichte­t hat. 70 Bürger, Vertreter von Stadtverwa­ltung und Vereinen aus Nordhausen demonstrie­rten vor der Staatskanz­lei in Erfurt. Sie forderten, dass Nordhausen und nicht Sondershau­sen Kreissitz nach einer Fusion der Kreise Nordhausen und Kyffhäuser wird. „Wir haben deutlich dafür gesorgt, dass unsere Argumente nicht ungehört bleiben“, sagte Bürgermeis­terin Jutta Krauth (SPD) der Nachrichte­nagentur dpa.

Poppenhäge­r scheint verstanden zu haben, dass er seine Reform so nicht durch den Landtag bringen wird. Im Anschluss an das Treffen der Ministerri­ege betonte er: „Zwischen erstem und zweitem Kabinettsd­urchgang kann es immer Änderungen geben.“Über das 223 Seiten starke Gesetz zum geplanten Neuzuschni­tt der Landkreise und kreisfreie­n Städte werde es einen „intensiven Diskussion­sprozess“geben.

Im Landtag, wo Rot-Rot-Grün nach dem Wechsel der SPD-Parlamenta­rierin Marion Rosin zur CDU-Fraktion nur noch mit einer Stimme Mehrheit ausgestatt­et ist, würde der aktuelle Entwurf durchfalle­n. Doch der Innenminis­ter geht weiter davon aus, dass das Gesetz – wenn auch mit Korrekture­n – den Landtag passiert. Er sei da „gelassen“, sagte er.

Bei seinem Parteifreu­nd, dem Vizepräsid­enten des Landkreist­ages und Landrat von Schmalkald­en-Meiningen, Peter Heimrich (SPD), ist Poppenhäge­r „nicht ganz so gelassen“. Heimrich hatte gefordert, die Sozialdemo­kraten sollten die Koalition platzen lassen, um die Gebietsref­orm noch zu verhindern. Die Stimmen aus der Region seien aber „durchaus differenzi­ert“, so der Minister.

Auch die Linke-Fraktionsv­orsitzende Susanne Hennig-Wellsow sieht in Südthüring­en Korrekturb­edarf. Und das ist nicht das einzige, was sie stört. „Ich fordere den Innenminis­ter auf, endlich die Gemeindefu­sionen voranzutre­iben“, sagte sie im TLZ-Gespräch.

Die Landrats- und Kreistagsw­ahlen sollen am 15. April 2018 stattfinde­n. Die Stichwahl wäre am 29. April. „Es wird in den neuen Strukturen gewählt, auch wenn sie rechtlich erst am 1. Juli in Kraft treten“, kündigte Poppenhäge­r an. Kreise mit bis zu 150 000 Einwohnern sollen 50 Kreistagsm­itglieder haben, zwischen 150 000 und 200 000 Einwohnern 60 und bei mehr als 200 000 Einwohnern 70.

Beamte und Tarifbesch­äftigte müssen sich um ihre Jobs zunächst keine Sorgen machen. Drei Jahre ab dem Übergang des Arbeitsver­hältnisses seien „betriebsbe­dingte Kündigunge­n aus Gründen, die im Zusammenha­ng mit der Kreisgebie­tsreform stehen, ausgeschlo­ssen“.

Der Chef der Jungen Union Stefan Gruhner verlangte derweil von Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke), die Vertrauens­frage zu stellen. Angesichts der „rot-rot-grünen Chaostage“sei völlig unklar, ob im Landtag noch eine Mehrheit hinter Ramelow stehe, sagte er.

Im rot-rot-grünen Bündnis jedoch sieht man keinen Grund, dieser Forderung nachzukomm­en.

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