Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Ich finde einen Hut für jeden Kopf“

Kerstin Oertel fertigt Einzelstüc­ke aus Wolle von Hand

- VON JANINE FRIEDRICH

ZEULENRODA­TRIEBES. Mut zum Hut – ihren Slogan lebt Kerstin Oertel. Eigentlich verkauft sie für eine Firma als selbststän­dige Vertriebsm­itarbeiter­in Magnetfeld­therapiege­räte.

In Langenwols­chdorf, im Haus ihrer Tochter, hat sich die Hobbyhutma­cherin letztes Jahr eine Werkstatt eingericht­et. Die selbst gemachten Hüte will sie demnächst im Haus präsentier­en und verkaufen.

„Ich hab schon immer kreative Ideen im Kopf und konnte das aber nie umsetzen. Ich hatte nie die Möglichkei­t – auch aus finanziell­er Sicht – kreative Sachen zu tun“, sagt Oertel, die sich nach ihrer Scheidung vor allem um ihre drei Kinder kümmern musste. Der Hut habe bei ihr dann eingeschla­gen wie eine Bombe: „Ich habe schon immer gerne Hüte getragen, als Kind schon immer die Hüte vom Dachboden geholt“, sagt Oertel. Sich damit gezeigt habe sie sich aber meist in der Großstadt wie Düsseldorf, im kleinen Langenwols­chendorf gelte man dann schnell als Sonderling, so die Hutmacheri­n.

Während sie mit Kunden telefonier­t, arbeite sie oft in ihrer Werkstatt nebenbei an ihren Hüten: „Das entspannt mich total.“Anfang letzten Jahres nahm sie zum ersten Mal an einem Hutkurs teil. Was es überhaupt braucht, um einen Hut herzustell­en, hat sie sich auch über Internetvi­deos beigebrach­t: „Ich musste erstmal herausfind­en, woraus überhaupt ein Hut besteht, was habe ich für Möglichkei­ten, einen Hut zu machen.“

Am Anfang steht immer eine Schablone, die zeigt an, wie viel sie an Wolle braucht. Danach wird die Wolle aus einanderge­zupft und Schicht für Schicht beschäftig­t. Nach dem Ausspülen der Seife legt sie den Rohling in Essigwasse­r, dieser wird in der Waschmasch­ine durch Ausschleud­ern getrocknet. Am nächsten Tag bearbeitet Oertel den Hut, das heißt, sie legt die Wolle auf einen Hutkopf aus Holz und modelliert. Diesen zu beschaffen war sehr schwer, sagt Oertel. In Bayern habe sie schließlic­h jemanden gefunden, der diese Hutköpfe noch selber anfertigt. Von diesem bekommt sie die Modelle maßgeferti­gt. Um den Hut in Form zu bringen, geht sie mit einem Dampfbügel­eisen immer wieder darüber.

Kerstin Oertel findet für jeden Kopf einen Hut. Sie bedaure es, dass viele ihre Hüte zwar toll finden, aber sich dann doch nicht trauen, einen zu tragen. „Ich finde, ein Hut macht ein Outfit erst komplett“, sagt die Hutmacheri­n, die ihre Hüte schon auf Handwerker­märkten verkauft hat.

Die Inspiratio­n für die Hüte holt sie sich in der Natur. Sie liebt Federn und Blüten.

auf die Hutform gelegt. Die einzelnen Schichten werden immer wieder mit Seifenwass­er benetzt – Kerstin Oertel verwendet Olivenseif­e. Die Seife sei wichtig, um die Hände zu pflegen. Die Verfilzung­en entstehen, indem sie über die Wolle ein Seidentuch legt und immer wieder reibt. Mit dem Reiben und Rollen der Wolle ist die Hutliebhab­erin dann bis zu einer Stunde

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Foto: Janine Friedrich Hutmacheri­n Kerstin Oertel kann bei ihrem Hobby entspannen.

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