Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Mit Leidenschaft, Spaß und manchmal auch Lampenfieber
Zahlreiche Interessierte kamen gestern zum Casting für die RTLShow „Das Supertalent“, die ab Herbst 2017 läuft
ERFURT. Hans-Peter Schenker ist ein cooler Typ. Der 74-Jährige aus Hermsdorf trägt lässig einen Ohrring, spielt leidenschaftlich Mundharmonika – und würde gerne das nächste „Supertalent“werden.
Gestern stellte er sein Können in Erfurt beim offenen Casting für die 11. Staffel der RTL-TVShow unter Beweis. „Die Anregung dazu kam aus meinem Bekanntenkreis“, erzählt Schenker, der bereits Songtexte für Sängerin Andrea Berg schrieb. „Es geht mir dabei auch nicht um die Siegprämie, ich will einfach nur mal wissen, wie meine Musik bei einem großen Publikum ankommt“, so der Thüringer weiter. Für seinen Auftritt im Radisson-Hotel hatte der Senior das Lied „Sierra Madre“auf seiner doppelseitigen Hohner vorbereitet. In C-Dur.
Auch andere wollten ihre außergewöhnlichen Begabungen unter Beweis stellen. Aus dem niedersächsischen Göttingen war beispielsweise extra eine Mädelsgruppe mit ihren Rollschuhen angereist. „Wir haben uns eine echt unterhaltsame Choreografie ausgedacht, natürlich mit waghalsigen Sprüngen und Pirouetten“, verriet die 17jährige Pia. Am Ende war der Vorführraum im Hotel ein wenig zu klein für die rasenden Rollschuhläuferinnen – und die Hat man mit dem Akkordeon die Chance, „Das Supertalent“zu werden? Matthias Matzke hat jedenfalls die Hoffnung. Foto: Marco Schmidt
Jury gab sich mit einer VideoAufzeichnung zufrieden.
Aber vielleicht klappt es ja mit dem Auftritt vor Multitalent Dieter Bohlen. Auf jeden Fall wissen die sympathischen Rollergirls bereits, was sie mit der Siegprämie von 100 000 Euro anfangen werden. Sie unterstützen mit einem Fünftel ihren Trainingsverein, den 1. RC Göttingen. Und der Rest des Geldes kommt aufs Sparkonto – und ein Teil wird vielleicht für neue Rollschuhe,
Kosmetik und andere schöne Dinge ausgegeben.
Matthias Matzke ist die Ruhe in Person. „Nein, Lampenfieber habe ich nicht“, erzählt der 24Jährige aus Trossingen im Schwarzwald. Er ist mit seinem (Digital-)Akkordeon nach Erfurt gekommen. „Eigentlich war ich zu Besuch in Weimar – und nun will ich einfach mal erleben, wie ein solches Auswahlverfahren abläuft“, verrät er. Er weiß, dass sein Instrument als Exot gilt
– „aber vielleicht vergrößert das meine Chancen“.
Nicht jeder ist frei von Lampenfieber. „Ich glaube, das gehört einfach dazu – wer nicht aufgeregt ist, wer keinen Adrenalinschub bekommt, der gehört nicht auf die Bühne“, erzählt Torsten Storch. Der gebürtige Erfurter, der jetzt bei Jena wohnt, will Bohlen & Co. mit seiner Stimmenparodie und seinem Gesang überzeugen. Seit 1989 steht er bereits auf der Bühne, hat viel erlebt. „Ich kann viele der großen Stars der Rockund Popgeschichte nachmachen“, so der 49-Jährige. Zu seinem Programm gehören Songs von Elvis , Joe Cocker und Roger Whittaker. „Ich bin natürlich gespannt, ob es der Jury am Ende gefällt.“Seine Freunde, die ihn zum gestrigen Casting begleiteten, jedenfalls sind überzeugt: er kann einfach super singen!
Auch RTL weiß, dass sich in Thüringen der eine oder andere Superstar versteckt: „Wir sind zum sechsten Mal auf Talentsuche in Erfurt und freuen uns auch dieses Jahr über die rege Beteiligung aus Thüringen“, erklärte gestern RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer. „Und deswegen kommen wir immer wieder gerne her.“Also Daumendrücken für die großen und kleinen Supertalente. Ab Herbst 2017 werden die Aufzeichnungen dann im Fernsehen zu sehen sein. Der Gewinner erhält zum großen Finale ein stattliches Preisgeld in Höhe von 100 000 Euro sowie die einmalige Gelegenheit, im Showparadies Las Vegas aufzutreten.
In der vergangenen Staffel gewann die Sängerin Angel Flukes aus Calvia auf Mallorca den Titel. Und auch ein Thüringer konnte den Poptitan Dieter Bohlen bereits von seinem Talent überzeugen: 2008 wurde Michael Hirte über Nacht bekannt. Durch sein gefühlvolles Mundharmonika-Spiel