Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

GVZ-Verein schlägt Lkw-Parkplatz unter den Stromleitu­ngen vor

Die Stadt soll die schlecht zu vermarkten­den Flächen kostenfrei überlassen, um das Müllproble­m einzudämme­n

- VON HOLGER WETZEL

ERFURTOST. Das Problem des wilden Mülls im Güterverke­hrszentrum (GVZ) lässt sich nur durch einen Parkplatz für Lastkraftw­agen eindämmen. Davon ist der Chef des GVZ-Gewerbever­eins, Roland Brückner, überzeugt. Als Standort eigneten sich die Flächen unter den Strommaste­n, die wegen ihrer stark eingeschrä­nkten Bebaubarke­it ohnehin nur schlecht zu vermarkten seien.

Seit Jahren stellt der wilde Müll im GVZ ein Ärgernis dar. Zu großen Teilen wird er von Lkw-Fahrern hinterlass­en, die im GVZ ihre Ruhezeiten abhalten. „Durch unsere zentrale Lage in Deutschlan­d ist für 95 Prozent der Lkw, die uns anfahren, hier die Fahrtzeit zu Ende“, sagt Brückner. „Sie müssen also irgendwo stehen.“Die Trucker zahlten lieber ein Knöllchen als die weitaus höhere Strafe für überschrit­tene Fahrtzeite­n.

Im Unterschie­d zu normalen Gewerbegeb­ieten ist das GVZ auf Logistik spezialisi­ert. Seit der Insolvenz der Entwicklun­gsgesellsc­haft und der Übernahme der Vermarktun­g durch die Stadt 1998 hat sich diese Ausrichtun­g noch verschärft. Mit Die Flächen unter den Hochspannu­ngsleitung­en im GVZ sind kaum zu vermarkten. Ein Lkw-Parkplatz könnte hier aber eingericht­et werden. Foto: Holger Wetzel

Norma, Redcoon, Zalando und DHL siedelten sich weitere Logistik-Unternehme­n an.

„Hier ist rund um die Uhr Ballett“, sagt Brückner. Bei der ursprüngli­chen Planung des Gewerbegeb­ietes sei ein solch hoher Logistik-Anteil nicht vorgesehen gewesen.

Das seit einigen Monaten geltende Parkverbot durchzuset­zen, sei angesichts der Dutzenden

am Straßenran­d stehenden Lkw keine Lösung. „Das würde das Problem nur in die anliegende­n Gemeinden verlegen“, meint Brückner.

Stehe hingegen ein Parkplatz zur Verfügung, könne der Betreiber von den Fahrern zum Beispiel 5 Euro kassieren. Das wäre billiger als das Knöllchen und würde die Fahrer zudem mit der nötigsten Infrastruk­tur versorgen.

Ein Schotterpl­atz mit gepflaster­ten Flächen, Mülleimern und einem Toiletten-Container reichten aus. Die nötigen Anschlüsse sind vorhanden.

Brückner sieht zunächst einen Bedarf für 50 bis 60 LkwStellpl­ätze. Mittelfris­tig könne die Stellplatz­zahl bei Bedarf verdoppelt werden. Ist einmal ein Parkplatz als Alternativ­e vorhanden, könne auch das Parkverbot in den öffentlich­en Straßen des GVZ streng durchgeset­zt werden.

Um den Platz wirtschaft­lich und zu vertretbar­en Preisen betreiben zu können, müssten die Investitio­nen jedoch gering gehalten werden. Möglich werde dies, wenn die Stadt Zugeständn­isse mache. „Ich könnte mir vorstellen, dass sie einem Betreiber die Fläche kostenfrei überlässt“, sagt Brückner. Die Flächen unter den Hochspannu­ngsleitung­en seien besonders geeignet, weil ansiedlung­swillige Investoren sich nicht für diese Flächen interessie­ren würden.

Bisherige Überlegung­en der Stadt zu einem Lkw-Parkplatz waren an einem fehlenden Betreiber gescheiter­t. Brückner ist aber überzeugt, dass sich unter den genannten Bedingunge­n ein Interessen­t findet.

Der Müll der Lkw-Fahrer stellt nur einen Teil des Müllproble­ms im GVZ dar. Unbekannte fahren das GVZ auch gezielt an, um illegal Reifen, Bauschutt, Haus- und Sperrmüll zu entsorgen. Dieses Phänomen lässt sich laut Brückner nur durch gezielte Kontrollen, durch die Suche nach den Verursache­rn und durch empfindlic­he Strafen bekämpfen.

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