Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Sogar der FC Bayern wurde besiegt

Am Ende wurde es knapp, doch die Frauen des SV Medizin Erfurt haben den Klassenerh­alt in der SchachBund­esliga geschafft

- VON JAKOB MASCHKE

BERLIN/ERFURT. Willst du Bayern unten sehen, musst du die Tabelle drehen – so lautet ein Spruch ob der Dominanz des Rekordmeis­ters aus München in der Fußball-Bundesliga. In der Schach-Bundesliga der Frauen ist dieser Spruch Realität – und davon profitiert­en auch die Frauen des SV Medizin Erfurt, die das Rennen der vier Aufsteiger im Zwölferfel­d für sich entschiede­n und als Neunter den Klassenerh­alt schafften. Ihren höchsten Saisonsieg feierten sie beim Spieltag in München im Januar – mit 5,5:0,5 gegen den FC Bayern. Tags zuvor gelang ein 3,5:2,5 gegen Augsburg – und so wurden vier Mannschaft­spunkte mit auf die Heimreise genommen.

„Genau diese vier Punkte haben wir uns vor der Saison vorgenomme­n, denn sie waren der Schlüssel zum Klassenerh­alt“, sagt Medizin-Spielerin Kristin Müller-Ludwig. Dazu kam ein unerwartet­er 3,5:2,5-Erfolg gegen Karlsruhe Ende März – der schließlic­h entscheide­nd für den Bundesliga­verbleib sein sollte.

Denn bei den drei Abschlussr­unden in Berlin, bei denen die Männer und Frauen gemeinsam spielten, erwischten die Erfurterin­nen nicht ihr bestes Wochenende. 2:4 gegen Lehrte, 2:4 gegen Hamburg – vor allem aber das 0,5:5,5 gegen den direkten Konkurrent­en Harksheide schmerzte. Denn so mussten die Erfurterin­nen in der Schlussrun­de zittern. Hätte Harksheide gegen Lehrte gewonnen, wäre das der Abstieg für Medizin gewesen. Doch Harksheide verlor, und so dürfen die Erfurterin­nen zum dritten Mal in der Vereinsges­chichte im Schach-Oberhaus antreten.

Die Mannschaft wird laut Müller-Ludwig in der Formation der letzten zehn Jahre zusammenbl­eiben – auch die vor der Saison verpflicht­eten Spitzenspi­elerinnen Natasa Richterova und Barbara Juhasz werden wohl wieder dabei sein. Die Tschechin Richterova (3,5 Punkte aus sieben Partien) und die Ungarin Juhasz (2,5 aus 4) hatten neben der stark spielenden Caroline Umpfenbach (4,5 aus 9) den besten Punkteschn­itt im Team.

Finanzen und Spielstätt­e bereiten noch Sorgen

Das soll in der nächsten Zeit Schritt für Schritt verjüngt werden. Schon in der abgelaufen­en Saison durfte Ha Thanh Nguyen, ein Talent aus dem eigenen Verein und aktuelle U16-Landesmeis­terin, zweimal Bundesliga­Luft schnuppern. Da es aber beim Schach gang und gäbe ist, auf Gastspiele­rinnen anderer Vereine zurückzugr­eifen, haben die Medizineri­nnen auch schon ein Auge auf die Schwestern Margarete und Victoria Wagner vom Erfurter SK geworfen. „Und meine Tochter kann uns vielleicht auch irgendwann mal verstärken“, weiß Kristin Müller-Ludwig um das Talent ihres Sprössling­s Helena Ulrich, immerhin auch schon Thüringer Landesmeis­terin der Altersklas­se U 10.

Zwei Sorgen hat der Verein aber aktuell. Wie jedes Jahr ist die Sicherung des Etats in der nicht gerade publikumsw­irksamen Sportart ein finanziell­er Balanceakt. Die Kosten für die ausländisc­hen Spielerinn­en und Auswärtsfa­hrten sind nicht unerheblic­h. Dennoch ist MüllerLudw­ig zuversicht­lich, dass der SV Medizin das Abenteuer Bundesliga erneut angehen kann.

Die zweite Sorge ist die Spielstätt­e. Zwar werden die Medizin-Frauen wohl weiterhin die Räumlichke­iten der IWM GmbH für ihre Heimspiele nutzen können. „Aber für die Spielstätt­e unserer fünf Männerteam­s in der Kita im Poeler Weg, die jetzt saniert wird, gibt es bisher noch keine Alternativ­e“, sagt Müller-Ludwig, die auf eine Lösung seitens der Stadt hofft.

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