Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Übung auf dem Erfurter Anger: Erste Hilfe nach einem Sturz
Übung beim DRK-Öffentlichkeitstag demonstriert, wie professionell die Ehrenamtlichen handeln
Wie es aussieht, wenn ehrenamtliche Rot-Kreuz-Mitglieder professionell Hilfe leisten, das demonstrierte eine Übung am Samstag auf dem Erfurter Anger. Dort fand der Öffentlichkeitstag des DRK statt, der vor allem das Wirken der Ehrenamtlichen in den Fokus rückte. Das Opfer (Leon Schiebold) wird nach einem Sturz mit dem Fahrrad von Christopher Manns und Karoline Brand erstversorgt.
Altstadt. Ein Sturz mit dem Fahrrad mitten auf dem Anger, könnte übel ausgehen, weil der junge Mann keinen Helm trägt. Ein Platzwunde am Kopf, in der eine Glasscherbe steckt, kein Gefühl in den Beinen und nicht so richtig in der Lage, ein richtiges Gespräch mit den Ersthelfern zu führen – dieses Szenario bildete die Grundlage für die Rettungsübung am Samstag beim Öffentlichkeitstag des Deutschen Roten Kreuzes. Leon Schiebold mimt den Verletzten und betont, dass er im wirklichen Leben mit Fahrradhelm unterwegs ist, während ihm Gina Pieruschka kurz vor der ersten Übung ein Bruchstück Plexiglas in die täuschend echt wirkende Wunde klebt, ihn schminkt und aus einer Flasche noch ein bisschen Theaterblut auftupft. Als die Übung beginnt, hat sich schnell eine Traube an Zuschauern gebildet. Der Anger ist sehr belebt am Samstag. Und die Fahrzeuge des DRK lassen die Blaulichter rotieren. Das macht neugierig und verfehlt nicht die geplante Wirkung.
Der Öffentlichkeitstag soll in erster Linie das breite Spektrum der ehrenamtlich aktiven Mitglieder zeigen. „Jugendarbeit ist ein großes Thema“, sagt Martin Rustler, der Vorstandsvorsitzende des DRK-Kreisverbandes Erfurt. Am Samstag unterbreitet das Jugendrotkreuz Angebote für Kinder. Im Alltag spielt der Schulsanitätsdienst eine wichtige Rolle, bei dem sehr viele Schulen mit von der Partie sind. Auf dem Anger betreuen die Freiwilligen die Teddyklinik. „Wir zeigen den Kindern spielerisch, wie Erste Hilfe funktioniert“, berichtet Esther Fienhold, die das Jugendrotkreuz leitet. In der Teddyklinik soll den Kindern auch ein bisschen Angst vorm Arztbesuch
genommen werden. Stethoskop, Maßband und eine Waage kommen zum Einsatz. Pflaster kleben und Verband anlegen dürfen die Kinder selbst. Ein Polylux, also ein Tageslichtprojektor, dient als Röntgengerät für das Kuscheltier. Werben und informieren über Erste Hilfe ist ein wichtiges
Anliegen des Öffentlichkeitstages. „Der Rettungsdienst trifft immer wieder auf Fälle, wo sich Menschen nicht trauen, Erste Hilfe zu leisten“, weiß Martin Rustler. „Der Notruf wird zwar abgesetzt, aber aus Angst, etwas falsch zu machen, handeln manche lieber nicht.“Etwas zu unternehmen sei einfacher,
wenn man häufiger demonstriert bekommt, wie das geht oder wenn man es sogar selbst geübt hat. „Den Schritt über diese Hemmschwelle möchten wir mit solchen Aktionstagen unterstützen“, sagt der Kreisverbandsvorsitzende.
Zum DRK-Spektrum gehören auch die stationäre und ambulante Pflege sowie Kindergärten. Zu diesen Bereichen fanden sich auch Ansprechpartner. Informiert haben diese auch über die entsprechenden Ausbildungsberufe.
Zum Kreisverband Erfurt gehören 200 hauptamtliche und 350 ehrenamtliche Mitglieder. Rund um den Öffentlichkeitstag auf dem Anger waren etwa 100 von ihnen im Einsatz. Wirkungsvoll gestaltete sich das Demonstrieren der Übungen. Das Geschehen erläuterten Tim Sauerbier und Sabine Haselhuhn dem Publikum. Im Fall des verunglückten Radfahrers erinnerte Tim Sauerbier daran, wie wichtig das Tragen des Schutzhelms ist und lobte ausdrücklich zwei kleine Rollerfahrer, die die Übung behelmt anschauten. Zudem erläuterte er, wie professionell die beiden Ersthelfer Karoline Brand und Christopher Manns handelten, bis die Rettungssanitäter eintrafen – und diesen auch danach noch zur Seite standen, bis das „Unfallopfer“zum Rettungswagen rollte.
Ein sehr großes und arbeitsintensiv vorzubereitendes Ereignis steht dem DRK 2020 ins Haus. Dann soll in Thüringens Landeshauptstadt die Landesüberprüfung der Bereitschaften ausgetragen werden. Es wird auch eine Rallye durch die Stadt geben. Die Bereitschaften sind die größte Gemeinschaft des Deutschen Roten Kreuzes und bilden ein Herzstück seiner Einsatzkräfte. Sie stellen einen großen Teil des ehrenamtlichen Rettungsdienstes und des ehrenamtlichen Katastrophenschutzes.