Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Hoff übernimmt sich
Die Stiftungs-Idee ist viel zu unausgegoren
Da wächst zusammen, was nicht zusammengehört. So wird man möglicherweise eines nicht allzu fernen Tages über das Konstrukt mit dem seltsamen Namen „Kulturstiftung Mitteldeutschland Schlösser und Gärten“urteilen, das historische Liegenschaften aus SachsenAnhalt und Thüringen vereint. Was haben hiesige Residenzen und Fürstengeschlechter mit denen in Sachsen-Anhalt zu tun? Wer‘s sagen kann, möge sich melden: Das wäre schon die erste veritable Marketing-Idee.
Und selbst wenn so eine Groß-Stiftung eines Tages eine prima Arbeitsfähigkeit erlangen sollte, kostet jeder Tag inzwischen bares Steuergeld – bei 1,5 Prozent Inflationsverlust insgesamt sechs Millionen Euro pro Jahr. Mit Groß-Projekten hat man in Deutschland nie eine glückliche Hand ... Nicht nur das. Dezentrale Strukturen, in denen Einrichtungen miteinander kooperieren und konkurrieren, stiften auch die höhere Identifikation der Menschen vor Ort mit ihrem kulturellen Erbe. Wie soll denn ein Stiftungsdirektor in Halle wissen, welche Museums-Exponate die Schulkinder in Gotha am meisten faszinieren? Schließlich fördert und fordert der Wettbewerb unter den Museen stets auch die Kreativität der Akteure – das war seinerzeit unter den Herzögen und Fürsten nicht anders.
So steht zu befürchten, dass Benjamin Hoff sich mit der komplizierten Auflösung der gewachsenen Strukturen arg übernimmt. Statt damit zu scheitern, sollte er lieber mit dem Bund verhandeln, die neue Stiftung nicht gründen zu müssen – und das Geld mit den örtlichen Trägern verausgaben zu dürfen. Dann wäre er ein Held.