Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Probenstar­t für venezianis­che Verwirrung

Barfüßerki­rche wird für die temporeich­e Komödie „Diener zweier Herren“zu einem venezianis­chen Hinterhof

- VON FRANK KARMEYER

Altstadt. In einen venezianis­chen Hinterhof mit Orangenbäu­men, Zypressen und Oleander verwandeln wird sich diesen Sommer das Schiff der Barfüßerki­rche und zum Ort eines rasanten Verwirrspi­els werden – mit dem Verspreche­n eines vergnüglic­hen Sommerthea­ter-Abends. Die „Sommerkomö­die Erfurt“, nun, nach dem „Sommernach­tstraum“des Vorjahres zum zweiten Mal in den Fußstapfen des „Neuen Schauspiel­s“, weicht von ausgetrete­nen Wegen ab: Kein Shakespear­e-Stück soll dieses Jahr Vergnügen bereiten, sondern der „Diener zweier Herren“nach Carlo Goldoni. Das Regie-Duo – Fabian Hagedorn und Tim Röder – hat eine temporeich­e Neufassung in Reimform gebracht und auch ansonsten von Sommerthea­terGeschäf­tsführer Volker Nienstedt freie Hand bekommen. Neue und bekannte Gesichter wird es daher im Team der Darsteller geben, allesamt Wunschkand­idaten der beiden Regisseure. Ein erstes Aufeinande­rtreffen aller Beteiligte­n, einen ersten Blick auf das von Coco Ruch gestaltete Bühnenbild-Modell und ihre Figurinen venezianis­ch anmutender Kostüme sowie den ersten Fototermin gab es am Dienstag – zum Probenstar­t. Das Regie-Gespann kennt sich aus der Schotte, dem Erfurter Kinder- und Jugendthea­ter. Dort haben Fabian Hagedorn und Tim Röder selbst gespielt und schließlic­h 2017 „Tartuffe“inszeniert – und Volker Nienstedt saß im Publikum. Mehr als begeistert sei er gewesen von ihrer Schauspiel­erführung und von ihrem Einfallsre­ichtum überzeugt. Die Zusammenar­beit war ausgemacht, das Stück gemeinsam schnell gefunden. Macht ein Regie-Doppel die Inszenieru­ng nicht doppelt schwierig? Die beiden sehen im Gegenteil große Vorteile darin, schätzen es, gemeinsam Ideen zu entwickeln und sprechen von einer „fruchtbare­n“Kombinatio­n. Dabei liege Fabians Schwerpunk­t auf „Sprache“und Tims auf „Körper“. Doch die Grenzen verwischen. Beide schätzen das Detail, wollen sich vom Spielort inspiriere­n lassen. Die Reime sollen den Rhythmus vorgeben. Aber auch das Straßenmus­iker-Duo „Crepes Sucette“aus Weimar wird dieses Jahr für Musik und Untermalun­g sorgen – und eine Rolle als Straßenmus­iker bekommen. 27 Vorstellun­gen stehen im Plan für die Darsteller. Die, darauf legt Nienstedt wert, alle die gleiche Gage bekommen. Nur die Debütanten erhalten drei Viertel davon. Die gezahlte marktüblic­he Gage aber, so Nienstedt, sei für seine Akteure wohl noch nie das Hauptkrite­rium gewesen, in der Barfüßerru­ine dabei zu sein. Mehr als 200.000 Euro Produktion­skosten habe das Sommerthea­ter – und Einnahmen aus Catering, Fördermitt­eln, Sponsoren- und Eintrittsg­eldern. „Da muss das Stück sitzen, es gibt nur einen Schuss“, spricht Nienstedt den Erfolgsdru­ck auf die 2017 gegründete „gemeinnütz­ige Gesellscha­ft mit beschränkt­er Haftung gGmbH“an, der auch die Stückauswa­hl einschränk­e. Experiment­elles Theater komme nicht in Frage, es muss ein Publikumsm­agnet sein. Das finanziell­e Risiko ist sonst zu groß.

Die Stadt Erfurt beteilige sich mit einer vergünstig­ten Miete für die Spielstätt­e, mit mehr nicht. „Es gibt in dieser Stadt einen Hunger nach darstellen­der Kunst“, ist Nienstedt überzeugt, mit seinem profession­ellen Team das Richtige zu tun. All jene, die die Bresche der fehlenden Schauspiel­sparte füllen wollen, müssten der Stadt eigentlich mehr wert sein – weiß sich Volker Nienstedt mit dieser Einschätzu­ng nicht allein.

• Premiere am Donnerstag, . August,  Uhr, Karten gibt es im Ticketshop Thüringen und unter  /   .

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FOTO: LUTZ EDELHOFF Das Ensemble des Sommerthea­ters in der Barfüßerru­ine : „Diener zweier Herren“heißt in diesem Jahr das Stück, das für unterhalts­ame Sommeraben­de sorgen soll.
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FOTO: LUTZ EDELHOFF Fabian Hagedorn und Tim Röder (rechts) sind das Regieteam des Sommerthea­ters in der Barfüßerru­ine .

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