Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Platini wieder auf freiem Fuß

Nach Verhör-Marathon muss der frühere Uefa-Präsident vorerst kein Verfahren befürchten

- VON FLORIAN KREBL

Kann wieder lachen: Michel Platini wurde aus dem Gewahrsam der Polizei entlassen. Nanterre. Der Verhör-Marathon war kaum vorbei, da hing Michel Platini schon wieder am Handy. Ein Lächeln huschte dem abgekämpft wirkenden ExUefa-Boss über die Lippen, als er telefonier­te. Schnell war er in der Nacht wieder auf freien Fuß gekommen, nachdem seine vorläufige Festnahme wegen möglicher Verwicklun­gen in korrupte Geschäfte rund um die Vergabe der WM 2022 in Katar hohe Wellen geschlagen hatte.

Platini ist vorerst frei – doch das Turnier im Emirat rückt einmal mehr ins Fadenkreuz der Strafverfo­lgung. Für den für alle Fußballakt­ivitäten gesperrten Platini kam der Trubel um seine Person offenbar völlig überrasche­nd. Mit Rechtsbeis­tand William Bourdon an der Seite wies er in der Nacht zum Mittwoch vor dem Polizeibür­o im westlichen Pariser Vorort Nanterre alle Vorwürfe entschiede­n von sich. „Ich bin frei hierher gekommen und die haben mich sofort in Gewahrsam genommen. Es schmerzt. Es schmerzt jeden, an den ich denken kann“, sagte er.

Er sei „über die Europameis­terschaft 2016, die WM in Russland, die WM in Katar und die Fifa“befragt worden. Bourdon hatte zuvor gar die Festnahme bestritten und mitgeteilt, sein Mandant habe lediglich als Zeuge ausgesagt. Im Zentrum der Untersuchu­ng steht ein Treffen mit dem damaligen französisc­hen Präsidente­n Nicolas Sarkozy, Tamim Bin Hamad Al Thani, Emir von Katar, und Hamad Ben Jassem, damaliger Premiermin­ister Katars im November 2010. Damals sollen Absprachen bezüglich der Vergabe der WM 2022 getroffen worden sein.

Platini und sein Anwalt spielten die Vorwürfe herunter. „Viel Lärm um nichts“, nannte es Bourdon und erklärte den Fall für „geschlosse­n“. Platini erklärte, er sei „immer gelassen gewesen, weil ihm jede Art von derlei Geschäften fremd“sei. Das stimmt nicht so ganz. 2015 platzte sein Traum vom Präsidente­namt beim Weltverban­d, nachdem er wegen einer dubiosen Zahlung der Fifa über 1,8 Millionen Euro an ihn gesperrt worden war. Seine seit 2007 andauernde Regentscha­ft war vorbei. Die später von acht auf vier Jahre reduzierte Suspendier­ung läuft im Oktober 2019 aus.

Was bleibt, sind die neuerliche­n, dicken Fragezeich­en hinter Katar 2022. Es ist der nächste in einer Reihe von Skandalen um das Turnier, was für Winter 2022 angesetzt ist. Dass sie nach allem, was bislang auf den Tisch gekommen ist, trotzdem dort stattfinde­t, ist wahrschein­lich. (sid)

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FOTO: DPA

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