Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Kampf um die aussichtsr­eichen Plätze

Die Linke will beim Parteitag am Wochenende die Kandidaten­liste für die Landtagswa­hl im Herbst beschließe­n. Nicht alle sind mit dem aktuellen Vorschlag zufrieden

- ARCHIV-FOTO: MARCO KNEISE VON ELMAR OTTO

Erfurt. Auf dem 20 Kandidaten starken Listenvors­chlag zur Landtagswa­hl sind einige altgedient­e Linke-Abgeordnet­e nicht dabei. Auch der Name von Sabine Berninger, die sogar dem Landesvors­tand angehört, fehlt. Aber sie sagt: „Ich muss mit mir selber auch ehrlich sein. Ich bin schon drei Legislatur­perioden dabei, ich bin nicht mehr unter 35.“Und es gebe natürlich auch andere Persönlich­keiten, die es verdient hätten. Gleichwohl wird Berninger versuchen, noch einen Platz zu ergattern. Die ersten 25 Plätze gelten als sicher. Wenn die Linke Samstag und Sonntag beim Parteitag in Arnstadt abschließe­nd über die Liste entscheide­t, wird es auch eine Art Wahlkampfa­uftakt für Ministerpr­äsident Bodo Ramelow sein. Die Partei ist also gut beraten, dem Erstplatzi­erten mit dem Ergebnis ausreichen­d Rückenwind mitzugeben. Immerhin soll die rot-rot-grüne Koalition, fortgeführ­t werden. Und die konstant schwindsüc­htige SPD macht es dem Bündnis, das momentan keine Mehrheit mehr hat, nicht gerade leicht.

Partei- und Fraktionsc­hefin Susanne Hennig-Wellsow ist dennoch zuversicht­lich. Die 41Jährige steht auf Listenplat­z zwei und spricht von einem Vorschlag, der insgesamt regional ausgewogen sei. „Die Liste atmet den Geist, die Koalition fortsetzen zu wollen und den Ministerpr­äsidenten zu stärken“, sagt Hennig-Wellsow. Gleichzeit­ig komme die Erneuerung nicht zu kurz, fünf Kandidaten seien unter 35, und die inhaltlich­e Schwerpunk­tsetzung sei auch klar: mit Sozialmini­sterin Heike Werner (Kreisverba­nd Sömmerda), die auch für Gesundheit und Arbeit zuständig ist, auf Platz drei, dem Innenexper­ten der Fraktion, Steffen Dittes (KV Weimar), auf vier sowie der Sprecherin für Petitionen Bürgerbete­iligung, Anja Müller (Wartburgkr­eis), auf fünf. Auch Bildung sei wichtig, was sich an Platz sechs mit Torsten Wolf zeige. Und natürlich die Themen Landwirtsc­haft, Infrastruk­tur und Wohnen mit Ministerin Birgit Keller auf sieben.

Doch die Begeisteru­ng über die Liste hält sich mancherort­s in Grenzen. Nicht nur weil gleich vier Bewerber aus Erfurt kommen und noch mehr dort wohnen, auch wenn sie in anderen Kreisverbä­nden gemeldet sind. Der Abgeordnet­e Steffen Harzer, einst Bürgermeis­ter von Hildburgha­usen und ein Freund deutlicher Worte, wurde übergangen und ist enttäuscht. Er fühlt sich von der Parteiführ­ung im Kampf gegen Rechts im Stich gelassen. „Wir dürfen den Landkreis nicht NPD und AfD überlassen“, sagt er. Deshalb werde er auf einem aussichtsr­eichen Listenplat­z antreten.

Auch die in der Fraktion für Agrarpolit­ik verantwort­liche Johanna Scheringer-Wright fand keine Berücksich­tigung. Obwohl ihr Kreisverba­nd Gotha sich für einen Platz unter den ersten 20 stark gemacht hatte. „Ich würde sagen, dass die Linke ihr Potenzial in der Regierung nicht ausgeschöp­ft hat“, beklagt sie. Scheringer-Wright wird voraussich­tlich am Wochenende auch noch in dem Kampf um die begehrten Plätze eintreten.

Das Gleiche gilt für den gewerkscha­ftspolitis­chen Sprecher Rainer Kräuter, der auf einem „geeigneten Listenplat­z“kandidiere­n will, damit sein Themengebi­et die Mitbestimm­ung von Beschäftig­ten, ausreichen­d vertreten ist.

Für den dienstälte­sten Abgeordnet­en der Fraktion, Tilo Kummer, war ebenfalls kein Platz. Kummer will sich allerdings – anders als vor fünf Jahren – damit abfinden und setzt alles darauf, in seinem Wahlkreis das Direktmand­at zu erringen.

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Fehlt auf dem  Plätze starken Listenvors­chlag der Linken zur Landtagswa­hl: Agrarexper­tin Johanna Scheringer-Wright.

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