Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
RB Leipzig bleibt umstritten
Der Fußball-Bundesligist kämpft aufgrund seines Hauptsponsors immer wieder gegen Fan-Proteste. Zuletzt platzte Kooperation mit SC Paderborn
Leipzig. Es ist nur ein Golfturnier, doch man weiß nie, was passiert, wenn RB Leipzig mit von der Partie ist, so wie am Samstag in Bad Schlema beim ersten „Bundesliga Golf Cup“, den der Zweitligist Erzgebirge Aue austrägt, wie die Chemnitzer „Freie Presse“am Mittwoch berichtete. Im März hatten beide Vereine ein Testspiel vereinbart. Kaum war der Termin publik, zog Aue seine Zusage auf Drängen seiner Fans wieder zurück.
Gut möglich also, dass der „Golfpark Westerzgebirge“am Wochenende zum Schauplatz von Protestkundgebungen gegen den Red-Bull-Club wird, der den Verfechtern der alten Bolzplatzkultur als Vorreiter für die apokalyptische Kommerzialisierung des Fußballs gilt.
In Paderborn etwa waren es unlängst kolportierte 32.000 Zettelchen, die in der 150.000 Einwohnerstadt des BundesligaAufsteigers verteilt wurden. Hintergrund der vermeintlichen Aufklärungskampagne „Das steckt hinter RB“war eine zwischen dem SC Paderborn und RB Leipzig vereinbarte Kooperation, die sich aus den Transfergesprächen rund um den Wechsel des Paderborner Sportchefs Markus Krösche zum Bundesligadritten entwickelt hatte. Die Flyer warnten vor einer schleichenden Umfunktionierung des SCP in eine Filiale des Leipziger „Marketinginstruments“und bildete den Höhepunkt einer wochenlangen Erregung rund um die geplante Zusammenarbeit. Mittwochabend gaben die Paderborner dem Protest nach und baten RB um Auflösung der Vereinbarung. In einer gemeinsamen Pressemitteilung stand anschließend in umständlichem Deutsch, man habe es gemeinsam entschieden. Um die Täterschaft für den angedachten Austausch von Wissen und Personal zu klären, ließ RB aber den Satz einfügen: „Die ursprünglichen Kooperationsansätze basierten auf dem ausdrücklichen Wunsch des SCP07.“Ob das den Sachsen hilft, den Unmut der Ultras von sich zu lenken, ist jedoch fraglich. Neben Paderborn und dem 1. FC Köln, der sich nach Bekanntwerden der Kooperationspläne um „die Wettbewerbsintegrität“des deutschen Fußballs sorgte, wiederbelebt aktuell auch der dritte Aufsteiger die RB-Ressentiments. Es ist Union Berlin, dessen Geschäftsführer Oliver Ruhnert diese Woche in der „Sport Bild“den Wunsch äußerte, im ersten Bundesliga-Heimspiel der Vereinsgeschichte bitteschön nicht auf RB Leipzig treffen zu müssen. „Es ist ein historisches Ereignis für unsere Fans“, sagte Ruhnert wenige Tage vor der Terminierung der ersten Spieltage am 28. Juni. Da wolle er keine Nebenthemen und Anti-RB-Aktionen wie die Proteste vor fünf Jahren, als 20.000 Unioner im Zweitligaduell mit schwarzen Einwegjacken gegen den angeblichen „Totengräber“des Fußballs aufbegehrten.
Für das Golfturnier im Erzgebirge bedeutet die aktuelle Gemengelage rund um den Leipziger Pokalfinalisten deshalb wenig Gutes. Doch auf Nachfrage antwortete ein RB-Sprecher, man wisse von der Veranstaltung gar nichts. Sprich: niemand muss sich sorgen. Wenn die Bundesliga in Bad Schlema Golf spielt, ist Leipzig nicht dabei.