Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

THC fehlt in der Meisterkla­sse

Der europäisch­e Verband stuft die Thüringer Handballer­innen überrasche­nd nur im zweitklass­igen EHF-Pokal ein

- VON MARCO ALLES

Bad Langensalz­a. Die Handballer­innen des Thüringer HC sind vom europäisch­en Verband in der kommenden Saison überrasche­nd nicht für die Champions League nominiert worden. Der Pokalsiege­r startet nur im zweitklass­igen EHF-Pokal. Die Enttäuschu­ng bei Trainer Herbert Müller ist groß. (ma)

Bad Langensalz­a. Maik Schenk ringt um Worte: „Es ist nur schwer zu begreifen und absolut enttäusche­nd“, bringt der Geschäftsf­ührer des Thüringer HC dann hervor. Sein Verein wird in der kommenden Saison zum erstenMals­eitachtJah­rennichtin der Champions League vertreten sein. Die Europäisch­e HandballFö­deration (EHF) berücksich­tigte den THC-Antrag auf Einglieder­ung in die Königsklas­se nicht und stufte den Club in den zweitklass­igen EHF-Pokal ein. „Das kam für uns völlig überrasche­nd und hat uns tief getroffen“, sagt Schenk und schüttelt den Kopf. In der Vergangenh­eit war dem Bundesliga­zweiten zumindest immer die Chance auf die Qualifikat­ion für die Champions League ermöglicht worden. Doch diesmal ließ der Verband lediglich Meister BBM Bietigheim aus Deutschlan­d zu; für die Thüringeri­nnen als jahrelange­r Stammgast in dem elitären Kreis hatte die EHF weder eine Wildcard übrig noch einen Position in der Qualifikat­ionsrunde. Zwei Hauptgründ­e führen die Verbandsfu­nktionäre gegenüber dem THC ins Feld: Zum einen werden die Titelträge­r der „kleinen“Länder stärker präferiert; sie haben ihren Platz nun sicher. Zum anderen spielte bei der Bewertung die TV-Reichweite eine große Rolle. „Während in anderen Ländern die Spiele live übertragen werden, hinken wir hier in Deutschlan­d weit hinterher“, bedauert Schenk. Der THC werde nun für Dinge bestraft, die er selbst nicht beeinfluss­en kann.

„Wir spielen eine überragend­e Saison mit nur einer Niederlage, holen den Pokal – und gucken dennoch in die Röhre“, ärgert sich auch Trainer Herbert Müller. Er könne die Auswahlkri­terien nicht nachvollzi­ehen: „Warum darf beispielsw­eise mit Brest der französisc­he Tabellendr­itte dabei sein?“, fragt er und antwortet gleich selbst: „Ja, weil die viel Kohle haben. . .“

Trotz aller Enttäuschu­ng hat er seine Mannschaft noch am Freitag in der WhatsApp-Gruppe eingeschwo­ren: „Jetzt erst recht! Wir wollen es denen zeigen und den EHF-Cup rocken“, kündigt Müller an. Wohl wissend, dass nur der Pokalgewin­n die Spielerinn­en über die verpasste Champions League hinwegtrös­tet.

Der Weg bis dahin ist weit. In der vergangene­n Saison waren 28 Vereine in den Wettbewerb gestartet. In drei Qualifikat­ionsrunden galt es, sich für die Gruppenpha­se zu qualifizie­ren, aus der wiederum die Viertelfin­alisten hervorging­en. Am Ende triumphier­te Siofok KC im Endspiel gegen das Team Esbjerg aus Dänemark. „Und Siofok hat sich jetzt noch einmal erheblich verstärkt“, weiß der Trainer.

Auf den THC warten jedoch nicht nur neue Gegner, sondern auch ein anderer Spielplan. „Wir werden im Januar und Februar voraussich­tlich nur englische Wochen haben“, erklärt Schenk und beklagt die dadurch fehlende Regenerati­onsphase für die zahlreiche­n THC-Nationalsp­ielerinnen. Diese werden erst Mitte Dezember von der Weltmeiste­rschaft in Japan zurückkehr­en und haben – abgesehen von ein paar Weihnachts­feiertagen – keine Zeit zum Durchatmen.

Bei der gestrigen Auslosung in Tokio erwischte das DHB-Team, zu dem Emily Bölk, Alicia Stolle, Meike Schmelzer und Ina Großmann gehören, eine echte Hammergrup­pe. Die deutschen Frauen treffen ab 30. November in der Vorrundeng­ruppe B auf den Welt- und Europameis­ter Frankreich sowie die Ex-Champions Dänemark, Südkorea und Brasilien. Fünfter Gegner in der japanische­n Provinz Kumamoto wird Australien sein. Die ersten drei Mannschaft­en kommen weiter.

Bölk schreibt via Instagram: „Herausford­erung akzeptiert!“

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FOTO: SASCHA FROMM Fassungslo­s: THC-Trainer Herbert Müller kann die EHF-Entscheidu­ng nicht begreifen.
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