Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Regenwald für den Nachttisch
Junges Start-up aus dem Eichsfeld bringt „lebende Lampe“auf den Markt. Zwei Jahre Entwicklung. Vertrieb läuft bereits europaweit an
Zwei spannende und aufregende Jahre liegen hinter dem Trio. Jetzt lebt der Traum – genauer gesagt: Die Lampe lebt. Was dahinter steckt? In einem Satz zusammengefasst lässt sich das so beschreiben: Die Brüder Benedikt und Johannes Vimalavong und Franziska Lerch haben gemeinsam eine Lampe ausgetüftelt, in der es Leben gibt. Pflanzliches Leben. „Baiosphere“nennen die drei Unternehmer aus dem kleinen Ort Küllstedt im Landkreis Eichsfeld ihr Produkt, das sie nach einem Jahr zur Marktreife gebracht haben. Mittlerweile wird es bereits europaweit verkauft.
Mit einer „lebenden Lampe“, die noch dazu im grünen Herzen Deutschlands – in Thüringen – entwickelt wurde, lässt sich gut Werbung machen. Aber stimmt auch das, was die drei über ihr Produkt berichten? Jede einzelne Lampe jedenfalls kann individuell gestaltet werden. Davon zeugen schon die zahlreichen Prototypen, die es in Küllstedt zu sehen gibt.
Dazu werden vor allem exotische Pflanzen angeboten. Zusammen mit verschiedenen Gehölzen und Steinen erschaffen die drei ein individuelles Biotop in einem tropfenförmigen Glas. Mittels eigens entwickelter Beleuchtung lassen sich die Lichtwärme und die Helligkeit steuern. Davon wiederum profitieren die grünen Bewohner der Lampe. „Das Ganze ist außerdem sehr pflegeleicht“, beschreibt Benedikt Vimalavong eine Idee, die hinter der Entwicklung steckt. Sie soll Menschen, die sonst eher nicht über den berühmten „grünen Daumen“verfügen, die Möglichkeit geben, sich ein Stück Natur in ihre Wohnung, in ihr Haus oder ins Büro zu holen. „Sie ist die einfachste Möglichkeit, sich den Regenwald auf seinen Nachtisch zu stellen“, sagt er. Und tatsächlich: Wer diese Lampe sieht, der kann in diese Gedankenwelt eintauchen – vom satten Grün über die verschiedenen Gesteinsarten bis hin zu Moosen und Gehölzen. Unterstützt wird der Eindruck noch vom verdunstenden Wasser, das wiederum am Glas perlt und so die tropische Feuchtigkeit simuliert. Ein Regenwald im Miniaturformat. Oder eben eine beeindruckende Wüstenoase. Je nachdem, wie es beliebt. „Es ist vor allem dieses Feeling, das die Baiosphere ausstrahlt“, sagen die drei Unternehmer.
Dass das auch zum Zeitgeist passt sei natürlich korrekt. Gerade in der Phase, in der Jedermann über die Klimarettung und den Naturerhalt spricht. „Wir richten uns damit natürlich auch an die Menschen, die sich mit diesen Trends auseinandersetzen“, sagt Johannes Vimalavong und nennt die „Baiosphere“die wohl erste lebende Lampe, die es gibt. Verkauft wird sie an mehreren Stellen in Deutschland, beispielsweise in Berlin, Gladbeck, aber natürlich auch inKüllstedt,sowieschoninEngland und Österreich. Das Netz, sagen die Brüder, soll in den nächsten Monaten natürlich noch ausgebaut werden. Zumal noch weitere Vereinfachungen geplant sind. Mit verschiedenen Pflanzen-Kits soll die individuelle Gestaltung der Lampe noch schneller möglich sein – ob nun als Hobbybotaniker oder für den Großstadtbewohner, der seinem grauen Stadtalltag etwas entgegensetzen will.
Für die jungen Unternehmer geht nach einem Jahr schwerer Entwicklungsarbeit jetzt der freudige Teil ihrer Entwicklung los. Denn nicht nur die technischen Details waren seit 2018 zu klären. „Die aufwendige Lichttechnik in einen kleinen Deckel zu bekommen, das war eine Herausforderung“, sagen beide Brüder unisono im Gespräch mit dieser Zeitung. So erkläre sich auch, dass es mehrere Prototypen der Lampe gebe.
Vor allem aber die zahlreichen Behördenwege würden viel Zeit in Anspruch nehmen, wenn man ein Produkt auf den Markt bringen will. Eine Reihe an Zertifikaten und Prüfungen sind dafür notwendig – einfach jedenfalls, sagt Vertriebsspezialist Johannes Vimalavong, sei das nicht. Aber der fast zweijährige Entwicklungsaufwand, da sind sich alle drei wiederum einig, hat sich gelohnt – für „ein Date mit der Natur“, das diese Lampe jedem, der es möchte, ermöglichen soll.