Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Geständnis in China
Ex-Interpol-Chef räumt laut Gericht Korruption ein
Peking. Der ehemalige Chef der internationalen Polizeiorganisation Interpol, Meng Hongwei, hat sich nach Angaben eines Gerichts in China der Korruption für schuldig bekannt.
Wie das Erste Mittlere Volksgericht in der ostchinesischen Stadt Tianjin mitteilte, gestand Meng Hongwei, dass er Bestechungsgelder und andere Wertgegenstände im Wert von 14,48 Millionen Yuan (1,86 Millionen Euro) angenommen habe. Das Gericht teilte mit, Urteil und Strafe zu einem späteren Zeitpunkt zu verkünden. Meng Hongwei wurde im Herbst in China festgenommen. Damals war er vom Interpol-Sitz in Frankreich in seine Heimat gereist und dort „unter Aufsicht“genommen worden. Die Art und Weise, wie der chinesische Interpol-Chef plötzlich ohne Ankündigung aus dem Verkehr gezogen wurde, hatte internationale Kritik ausgelöst.
Interpol unterstützt von Lyon aus die Polizeiarbeit ihrer 194 Mitgliedstaaten. Sie bietet einen Datenaustausch und technische Hilfen und erleichtert die internationale Fahndung nach Straftätern. Bereits im März wurde der ehemalige Vizepolizeiminister Hongwei aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen und der Fall der Staatsanwaltschaft übergeben. Dem einst mächtigen chinesischen Politiker wird vorgeworfen, „seine Position und seine Macht zum persönlichen Vorteil missbraucht“, staatliche Gelder für die Finanzierung des „extravaganten Lebensstils seiner Familie verschwendet“und die Prinzipien der Partei missachtet zu haben. Das hatte eine parteiinterne Disziplinarkommission damals mitgeteilt.
Meng Hongweis Frau hatte ihn bei den französischen Behörden als vermisst gemeldet, weil sie nichts mehr von ihm gehört hatte, seit er nach China gereist war. Als letzte Nachricht erhielt sie von ihm ein Emoji mit Messer. (dpa)