Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Der Spielplan ist eine Farce“
Tobias Busse, Trainer des Fußball-Thüringenligisten FC An der Fahner Höhe, zieht ein Saisonfazit und kritisiert den Verband
Dachwig. Dieses Mal schlug die Sinuskurve der ThüringenligaFußballer des FC An der Fahner Höhe nicht ganz so hohe Wellen. In der Saison 2017/18 hatten sie die Hinrunde als Elfter mit 18 Punkten beendet, um dann als zweitbestes Team der Rückrunde (33 Zähler) noch auf Rang vier zu klettern. In der gerade abgelaufenen Spielzeit war das Team aus Dachwig vor dem Winter Achter (22 Punkte), kletterte mit 24 Zählern und Rückrundenplatz fünf noch auf den sechsten Platz. Konstanz auf nicht ganz dem Niveau, das sich Fahner-Coach Tobias Busse vor der Saison erhofft hatte. Er sprach mit uns über die Gründe, feststehende Abgänge, die schwierige Suche nach Neuzugängen und seinen Ärger über die sehr kurze Sommerpause.
Nach Platz vier in Ihrer ersten Saison als Trainer des FC An der Fahner Höhe hat es nun nur zu Rang sechs in der Thüringenliga gereicht. Warum? Weil wir zu viele Punkte gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellenbereich liegen gelassen haben. Die letzten sechs Saisonspiele waren dafür beispielhaft: Siege gegen Meister Martinroda, Vizemeister Geratal und den Vierten Schott Jena, Niederlagen gegen den Neunten Weimar, den Zwölften Ehrenhain und den Dreizehnten Weida.
Warum tut sich Ihre Mannschaft mit fußballerisch limitierten Underdogs schwerer? Wie vielen Teams fällt es uns leichter, gegen ähnlich spielstarke Gegner zu spielen als gegen welche, die sich darauf konzentrieren, uns auszubremsen und mit ein, zwei Kontern zu besiegen. Dass ihnen das durch unsere Fehler mitunter gelingt, weil wir unser Chancenplus nicht nutzen, ist auch eine Einstellungsfrage.
Die eigentlich bei einem Trainer, der als guter Motivator bekannt ist, stimmen sollte. Haben auch Sie Fehler gemacht? Ich bin ein junger Trainer und muss natürlich wie meine Mannschaft auch noch viel dazulernen. Für mich ist die Arbeit mit den Jungs samt Videoanalyse und Spielvorbereitung jede Woche aufs Neue eine spannende Erfahrung und Herausforderung. Manchmal haben wichtige Spieler gefehlt, manchmal gab es individuelle Fehler, manchmal war meine Taktik falsch.
Qualitativ zählt Ihr Team zur Ligaspitze, quantitativ fehlt ein Stück. Wird sich daran in der neuen Saison etwas ändern? Wir werden mit Sicherheit noch neue Spieler holen. Der erste ist Rico Baumgart von Landesklässler Großengottern – ein sehr talentierter, 18-jähriger Mittelfeldspieler. Generell ist es aber durchaus schwierig, Spieler zu finden, die für den Aufwand, den man in der Thüringenliga betreiben muss, zu begeistern und bereit sind, den Konkurrenzkampf anzunehmen, und die zugleich fußballerisch unseren hohen Ambitionen gerecht werden.
Es war zu hören, dass der laufund zweikampfstarke Mittelfeldspieler Tam-Long Pham und Torhüter Attila Notas den Verein verlassen?
Das stimmt und ist schade für uns, weil es sportlich und menschlich tolle Typen sind. Bei beiden hat das berufliche Gründe. „Atti“kann durch seine Arbeit nur unregelmäßig trainieren und steht auch am Wochenende nicht immer zur Verfügung – der Hauptgrund, warum „Schorschi“(Torwart Julian Schorch, Anm. d. R.) ihn im Laufe der Saison als Nummer eins abgelöst hat. Er geht zum FSV Sömmerda – für die Sömmerdaer sicher der Königstransfer. Auch „Long“kann wegen seines Studiums künftig nicht mehr so viel trainieren und kehrt zum FC Erfurt Nord zurück. Zudem wird Danny Krumbein arbeitsbedingt künftig überwiegend in der zweiten Mannschaft spielen.
Umso wichtiger ist es, ebendiese Reserve zu haben, die in der Landesklasse auf hohem Niveau Spieler an die Erste heranführt. Genau. Für uns ist es ein echtes Pfund, dass sie den Klassenerhalt dank einer überragenden Rückrunde noch geschafft hat. Dort können sich Spieler zu echten Alternativen für die Thüringenliga-Mannschaft entwickeln, wie es zuletzt etwa einem Tobias Billeb gelungen ist.
Nach der Saison ist vor der Saison: Wann starten Sie in die Vorbereitung?
Am 27. Juni. Die Sommerpause meiner Spieler beträgt also nur anderthalb Wochen. Das sehe ich äußerst kritisch, weil die Regeneration gerade in der Thüringenliga aufgrund der wesentlich höheren körperlichen Belastung um einiges wichtiger ist als in den unteren Spielklassen.
Warum dann der frühe Start? Wir wurden quasi vom Verband dazu gezwungen, da der Saisonstart diesmal für das Wochenende 2./3./4. August und damit noch eine Woche früher als im letzten Jahr angesetzt ist. Da erst Mitte Juli in die Vorbereitung zu starten, wäre zu spät gewesen, um meine Mannschaft, inklusive der notwendigen Testspiele, gut auf die neue Saison einzustellen. Auch so wird das schwierig, da gerade unsere Lehrer im Team ihren Urlaub in den Sommerferien machen und auch andere Spieler fehlen werden. So habe ich während der gesamten Vorbereitung wahrscheinlich nie auch nur ansatzweise meine komplette Mannschaft zusammen. Was das betrifft, ist der Spielplan eine Farce.
Was würden Sie ändern?
Die Winterpause muss verkürzt werden. Das Wetter hätte in den letzten Jahren im Dezember immer Spiele ermöglicht, also sollte man da auch welche durchführen. Dasselbe gilt für den Februar. Dann müssten wir auch nicht bis Mitte Juni spielen und hätten im Sommer mehr Zeit zum Durchatmen. Das wäre extrem sinnvoll. Man darf nicht vergessen: Wir sind alle Amateure, die das nebenbei stemmen müssen. Dass Aufwand und Ertrag in keinem gesunden Verhältnis stehen, ist auch ein Grund, warum sich zuletzt einige Mannschaften aus Thüringenliga und Landesklasse zurückgezogen haben.