Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
... die Teekanne
Tausendmal gesehen, tausendmal benutzt – viele Dinge im Haushalt erscheinen uns ganz selbstverständlich. Doch es lohnt sich, sie einmal genauer zu betrachten. Es gibt nur wenige Küchenutensilien, die weit über ihren praktischen Nutzen hinaus eine so beruhigende Atmosphäre ausstrahlen. Wer eine Kanne Tee kocht, nimmt sich Zeit, gibt dem Aroma den nötigen Entfaltungsraum, zelebriert sogar das Eingießen in die Tassen und denkt erst gar nicht an den späteren Abwasch, bei dem man mühselig die Teeblätter herausfusseln muss. Dagegen sind Teebeutel gewissermaßen Fast Food.
Selbstverständlich liegt der Ursprung aller Teekannen in China. Zeitlich datieren die ersten Exemplare auf die zwischen 1368 und 1644 währende Ming-Dynastie, und schon bald gehörte das gemeinsame Teeritual zur gehobenen Kultur: Nicht nur Töpfer, sondern auch Kalligrafen und bildende Künstler wurden beauftragt, erlesen-raffinierte Kannen herzustellen. Nach Europa gelangte chinesischer Tee erstmals zu Beginn des 17. Jahrhunderts – 1620 ist die erste Teekanne in der Inventarliste eines portugiesischen Händlers aus Macao dokumentiert. Dass die neuartigen Kannen offenbar in Europa Gefallen gefunden hatten, zeigt ein Unglück des Jahres 1643 – in einem im südchinesischen Meer gesunkenen Schiff befanden sich unter vielen anderen Porzellanobjekten auch 255 Teekannen.
Schon bald darauf begannen auch europäische Keramiker mit der Herstellung von Teekannen. Heute gibt es die Gefäße auch aus Messing, Glas, Kupfer, Steinzeug oder Eisen. Farben und Größen variieren sehr, optimalerweise aber folgt ihre Form immer der Funktion. Das heißt, die Tülle muss tief unten an dem eher breiten als hohen Kannenkörper angebracht sein. Schließlich sammeln sich Farbstoffe und Aromen stets im unteren Teil der Kanne. ( jh)