Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Entzug der Grundrecht­e problemati­sch

Mohring lehnt Vorstoß von Tauber ab

- VON MARTIN DEBES

Der Thüringer CDUVorsitz­ende Mike Mohring hat die Forderunge­n des früheren CDU-Generalsek­retärs Peter Tauber kritisiert, dass der Staat Verfassung­sfeinden einen Teil ihrer Grundrecht­e entziehen sollte.

„Die Einschränk­ung von Verfassung­srechten ist rechtlich und politisch äußerst problemati­sch“, sagte er dieser Zeitung. „Gegen politische Gewalttäte­r gibt es wirksamere Instrument­e, die auch konsequent eingesetzt werden müssen“, erklärte Mohring, der auch Mitglied des CDU-Präsidiums ist. Tauber hatte nach dem Mord an dem hessischen CDU-Politiker Walter Lübcke, der mutmaßlich von einem Rechtsextr­emisten begangen wurde, die konsequent­e Anwendung von Artikel 18 des Grundgeset­zes verlangt. Der Staat müsse endlich von diesem „scharfen Schwert“Gebrauch machen, schrieb er in einem Gastbeitra­g für „Die Welt“. In diesem Zusammenha­ng erwähnte er mehrere prominente AfD-Politiker namentlich, darunter die Bundestags­fraktionsv­orsitzende Alice Weidel oder den Thüringer Landesvors­itzenden Björn Höcke. Sie seien durch eine Sprache, die enthemme und zu Gewalt führe, „mitschuldi­g am Tod Walter Lübckes“.

Im Artikel 18 heißt es, dass Personen, welche Meinungsfr­eiheit, Versammlun­gsfreiheit oder Vereinigun­gsfreiheit „zum Kampfe gegen die freiheitli­che demokratis­che Grundordnu­ng“missbrauch­ten, diese Grundrecht­e verwirkten. Für Mohring besitzt dieses Passus allerdings eine „eher symbolisch­e“Bedeutung. „Sein rechtliche­r Gebrauchsw­ert tendiert gegen null“, sagte er. Es sei vielmehr die Aufgabe der Politik, sich „mit klarer Haltung und, wo notwendig, in harter argumentat­iver Konfrontat­ion“auseinande­rzusetzen. „Als Märtyrer sollten Verfassung­sfeinde jedenfalls nicht aus einer solchen Debatte gehen.“

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