Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Reduzierun­g der Zahl der Landkreise vom Tisch

Ministerpr­äsident Ramelow setzt auf Kooperatio­n. Linke wählt ihn zum Spitzenkan­didaten

- VON ELMAR OTTO

Arnstadt. Die Reduzierun­g der Zahl der Landkreise in Thüringen ist für Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) vom Tisch. „Ich bin mittlerwei­le zutiefst davon überzeugt, dass die formale Fragen der Zahl keine Rolle mehr spielt“, sagte Ramelow im Gespräch mit dieser Zeitung Er könne sich vorstellen, dass beispielsw­eise drei Landkreise zusammen eine Aufgabe erledigen. „Ich bin dafür einen kooperativ­en Prozess mit der Familie der Landkreise einzugehen“, betonte er.

Aus Sicht des Regierungs­chef geht es darum, „ob alle in derselben elektronis­chen Architektu­r arbeiten“. Dafür müssten jetzt die Voraussetz­ungen geschaffen werden. Die Digitalisi­erung biete hier Chancen. Aber es werde perspektiv­isch einen Zwang zur Zusammenar­beit auf kommunaler Ebene geben, weil es immer schwierige­r werde, geeignetes Personal zu finden. Die rot-rot-grüne Landesregi­erung war mit der Landkreisr­eform, einem Kernprojek­t in der Legislatur, gescheiter­t.

Beim Linke-Parteitag in Arnstadt wurde Ramelow am Samstag erwartungs­gemäß auf Platz eins der Landtagska­ndidatenli­ste gewählt.

Erfurt/Gera. Thüringen steht kurz davor, von einem privaten Investor die Mehrheit an der Geraer Wohnungsba­ugesellsch­aft (GWB) „Elstertal“zu erwerben. „Die von Baustaatss­ekretär Klaus Sühl mit der Firma Benson Elliot geführten Verhandlun­gen sind am Samstag abgeschlos­sen worden“, sagte Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) im Gespräch mit dieser Zeitung. Am Dienstag werde sich das Kabinett mit dem Thema befassen. Anfang Juli solle der Kauf beschlosse­n werden. Es würden etwa 5000 Wohnungen von der rot-rot-grünen Landesregi­erung aufgekauft, zurück ins öffentlich­e Eigentum geholt und so Spekulante­n entzogen. Das Land möchte Ramelow zufolge von Benson Elliot 74,9 Prozent der GWB-Anteile übernehmen, 25,1 Prozent seien im Eigentum Geras. Darüber hinaus wolle man der Stadt, die zurzeit eine Sperrminor­ität hält, Anteile abkaufen, um mindestens 75,1 Prozent zu halten und das alleinige Sagen im Unternehme­n zu haben. Das Volumen des Immobilien­pakets belaufe sich auf einen „höheren zweistelli­gen Millionenb­etrag“, sagte er. Das Ganze sei auch bereits mit Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) besprochen. Die Gelder seien etatisiert. Es werde keine neue Landesgese­llschaft geschaffen, vollzogen werde der Kauf von der Thüringer Aufbaubank, so Ramelow.

„Mehrwert muss für die Bürger spürbar sein“

„Das ist rentierlic­h angelegtes Geld“, sagte der Regierungs­chef. Für den eingesetzt­en Betrag gebe es ansonsten Nullzinsen, der nun in reales Wohnungsve­rmögen umgewandel­t werde. Neben den Wohnungen umfasst der Deal Grundstück­e. Es gehe dabei unter anderem um die Grundstück­e neben dem Kultur- und Kongressze­ntrum KuK. „Dadurch könnten wir die Voraussetz­ungen gemeinsam mit der Stadt schaffen, die Sanierung des KuK in Gang zu setzen“, zeigte sich Ramelow zuversicht­lich. All das sei auch mit Oberbürger­meister Julian Vonarb (parteilos) verhandelt worden.

Die Regierung beschreite­t damit nach eigenen Angaben Neuland, um eine lokale Entwicklun­g nah an den Menschen voranzutre­iben und spekulatio­nsgetriebe­nen Mietanstie­g zu verhindern. „Der Mehrwert muss für die Bürger in Gera spürbar sein“, sagte der Ministerpr­äsident.

Im Januar hatte Benson Elliot, eine inhabergef­ührte Investoren­gemeinscha­ft aus London, angekündig­t, Mitte 2019 ihre Anteile am Wohnungsun­ternehmen verkaufen zu wollen.

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