Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Thüringent­ag wird zur Hitzeschla­cht

Feuerwehr und Polizei sorgen beim Festumzug mit 4000 Teilnehmer­n und 130 Bildern für Abkühlung. Besucherza­hlen bleiben hinter den Erwartunge­n zurück

- VON KAI MUDRA UND FABIAN KLAUS

Sömmerda. Sömmerda.

Das Thermomete­r gegenüber der Feuerwehr zeigt 37 Grad an. Gerade, es ist Sonntag kurz nach 13 Uhr, setzt sich der große Festumzug am Martinipar­k in Sömmerda stadteinwä­rts in Bewegung.

Er soll zum Höhepunkt dieses Thüringent­ages werden, der seit Freitag in der Stadt gefeiert wird. 4000 Teilnehmer und 140 Bilder sind angemeldet. Einige weniger haben sich am Ende im Festzug eingefunde­n – der Hitze geschuldet. Tiere dürfen in diesem Jahr, zu ihrem Schutz, nicht beim Umzug präsentier­t werden. Das Veterinära­mt gab die Verfügung schon am Freitag bekannt.

Insgesamt bleiben die Besucherza­hlen etwas hinter den Erwartunge­n zurück. 100.000 werden für die drei Veranstalt­ungstage am Abend gemeldet. Bürgermeis­ter Ralf Hauboldt (Linke) spricht gar von 140.000 Besuchern, hat aber 20.000 Einwohner und 20.000 Aktive mitgezählt – und manchen wahrschein­lich auch doppelt. Denn eine konkrete Besucherzä­hlung gibt es in den Tagen nicht. Indes suchen einige auf Höhe des Feuerwehrz­entrums nach schattigen Plätzen, die rar gesät sind. Die Kameraden der Feuerwehr sorgen auf andere Weise für Abkühlung. Sie haben mehrere Schläuche auf die Straße gelegt und spritzen Wasserfont­änen in die Luft. Bei den Kindern und Erwachsene­n wird die Abkühlung gern angenommen.

Katrin Zierenner sucht Schutz vor der Sonne unter einem großen Regenschir­m, der sich passabel als Sonnenschi­rm eignet. Sie watet durch ein Rinnsaal, das sich vom Wasser der Feuerwehr gebildet hat. Die Abkühlung tut gut. „Das ist ein schönes Fest hier bei uns in der Nähe“, sagt die Alperstedt­erin (Landkreis Sömmerda) und freut sich, in wenigen Minuten ihre beiden Kinder als Teilnehmer des Umzuges zu sehen. Überall in der Kreisstadt, sagt sie, werde für Abkühlung gesorgt.

Wenige hundert Meter vor der Feuerwehr übernimmt diese Aufgabe der Wasserwerf­er der Thüringer Polizei und sammelt damit Sympathiep­unkte. Auf dem Stadtring haben die Mitarbeite­r des Betriebsho­fes alle Hände voll damit zu tun, verschiede­ne Stationen mit Trinkwasse­r für die Umzugsteil­nehmer auszustatt­en. Außerdem stehen überall Wasserkübe­l, die mancher nutzt, um seine Kopfbedeck­ung zu kühlen oder direkt das komplette Haupt hineinzuta­uchen. An jeder Ecke ist medizinisc­hes Personal zu erkennen, um bei Hitzenotfä­llen schnell helfen zu können – am Ende resümieren die Veranstalt­er, dass es nur wenige Notfälle gegeben habe und das Einsatzkon­zept aufgegange­n sei. Nach einer Stunde taucht das Thüringent­ag-Paar auf der Höhe der Feuerwehr auf. Es führt gemeinsam mit dem Bürgermeis­ter den Umzug an, der in 130 Bildern Katrin Zierenner kühlt sich im Wasser der Feuerwehr ab.

zeigt, was Sömmerda und seine Geschichte aber auch ganz besonders den Freistaat Thüringen mit seinen vielen verschiede­nen Facetten ausmacht. Bild für Bild ziehen die Aktiven aus allen Ecken des Landes vorbei. An den Straßen haben sich mehrere tausend Menschen versammelt, die anerkennen­d Beifall klatschen. Weil die Organisato­ren des Umzuges die breite Ortsdurchf­ahrt als Route gewählt haben, kommt es nicht zu Komplikati­onen – selbst, als zwei Mal Rettungswa­gen durch die Umzugsstre­cke fahren müssen, gelingt

das, weil erstens ausreichen­d Platz ist und zweitens Sicherheit­sdienst, Polizei und Umzugsteil­nehmer sowie Zuschauer besonnen reagieren. Schon am Samstag hat den Besuchern die Hitze zu schaffen gemacht. Dennoch drängen auf der Blaulichtm­eile vor allem die kleineren Besucher immer wieder in den eisernen Bauch des grünen Polizeifah­rzeugs. Räumpanzer will die Polizei das Gefährt mit den vier Rädern, dem Schutzschi­ld vornedran und den rundum verschließ­baren Luken nicht nennen. Das ist ein Sonderwage­n“, erklärt eine Polizeispr­echerin. Der Name interessie­rt die jüngeren Besucher der Blaulicht-Meile sicherlich wenig. Sie wollen einfach einmal ins Innere schauen, sich vielleicht hineinsetz­en. Bei den Außentempe­raturen aber stellt das kein Vergnügen dar, weil sich der Stahlkolos­s ordentlich aufheizt. Die bessere Wahl ist da ein eher luftiges Gefährt. Auch das kann die Landespoli­zei an ihrem Stand bieten. Es ist eines der aktuellen Motorräder. Unerwartet­en Andrang gab es auch beim Fahrradcod­ieren. An zwei Tagen wurden 50 Drahtesel mit einem unverwechs­elbaren Signet versehen, sodass sie auch nach einem Diebstahl sofort identifizi­erbar sind, sollten die Räder sichergest­ellt werden. Sömmerdas Polizeiche­f hat in den kommenden Tagen übrigens die Qual der Wahl. Aus gut 50 Kinderzeic­hnungen muss er die Beste auswählen. Denn die Siegerin oder der Sieger dürfen mit ihrer Kindergart­engruppe oder Klasse die Polizei in Sömmerda besuchen, um sich bei den Beamten noch einmal genau umzuschaue­n. Neben der Polizei präsentier­ten unter anderem sich auch Thüringens Justizbehö­rden oder der Zoll auf der Blaulicht-Meile. Sie alle konnten mit interessan­ter Technik oder Fachauskün­ften die Besucher begeistern. Allerdings kamen am Sonntag deutlich weniger Menschen vorbei als noch am Samstag.

Aus Sicht der Polizei ist der Thüringent­ag sehr friedlich verlaufen. Es gab lediglich 24 Vorfälle, sagte eine Polizeispr­echerin am Sonntagabe­nd. Das meiste seien Verkehrsde­likte, aber auch der eine oder andere Drogenmiss­brauch gewesen. Bei der hohen Kontrolldi­chte der Polizei seit Freitagmit­tag in Sömmerda seien viele Sachen aufgefalle­n, die sonst vielleicht nicht erkannt worden wären.

Der Staffelsta­b aus der Vitrine im Sömmerdaer Rathaus wechselt dann am Nachmittag ebenfalls noch den Besitzer. Stefan Svoboda, Beigeordne­ter von Schmalkald­en, übernimmt ihn – denn hier wird 2021 der nächste Thüringent­ag stattfinde­n.

• Mehr Bilder im Internet unter:

www.tlz.de

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FOTO: JENS KÖNIG Ein Wasserwerf­er der Thüringer Polizei erfrischt Besucher des Festumzuge­s am Sonntag.
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FOTO: KAI MUDRA Am Samstagnac­hmittag liefen bunt bemalte Menschen über die Thüringent­ag-Meile und erregten Aufmerksam­keit.
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FOTOS (): FABIAN KLAUS Ihren Waidstein-Nachbau hatten die Rohrborner mit nach Sömmerda zum Umzug gebracht.
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