Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Thüringentag wird zur Hitzeschlacht
Feuerwehr und Polizei sorgen beim Festumzug mit 4000 Teilnehmern und 130 Bildern für Abkühlung. Besucherzahlen bleiben hinter den Erwartungen zurück
Sömmerda. Sömmerda.
Das Thermometer gegenüber der Feuerwehr zeigt 37 Grad an. Gerade, es ist Sonntag kurz nach 13 Uhr, setzt sich der große Festumzug am Martinipark in Sömmerda stadteinwärts in Bewegung.
Er soll zum Höhepunkt dieses Thüringentages werden, der seit Freitag in der Stadt gefeiert wird. 4000 Teilnehmer und 140 Bilder sind angemeldet. Einige weniger haben sich am Ende im Festzug eingefunden – der Hitze geschuldet. Tiere dürfen in diesem Jahr, zu ihrem Schutz, nicht beim Umzug präsentiert werden. Das Veterinäramt gab die Verfügung schon am Freitag bekannt.
Insgesamt bleiben die Besucherzahlen etwas hinter den Erwartungen zurück. 100.000 werden für die drei Veranstaltungstage am Abend gemeldet. Bürgermeister Ralf Hauboldt (Linke) spricht gar von 140.000 Besuchern, hat aber 20.000 Einwohner und 20.000 Aktive mitgezählt – und manchen wahrscheinlich auch doppelt. Denn eine konkrete Besucherzählung gibt es in den Tagen nicht. Indes suchen einige auf Höhe des Feuerwehrzentrums nach schattigen Plätzen, die rar gesät sind. Die Kameraden der Feuerwehr sorgen auf andere Weise für Abkühlung. Sie haben mehrere Schläuche auf die Straße gelegt und spritzen Wasserfontänen in die Luft. Bei den Kindern und Erwachsenen wird die Abkühlung gern angenommen.
Katrin Zierenner sucht Schutz vor der Sonne unter einem großen Regenschirm, der sich passabel als Sonnenschirm eignet. Sie watet durch ein Rinnsaal, das sich vom Wasser der Feuerwehr gebildet hat. Die Abkühlung tut gut. „Das ist ein schönes Fest hier bei uns in der Nähe“, sagt die Alperstedterin (Landkreis Sömmerda) und freut sich, in wenigen Minuten ihre beiden Kinder als Teilnehmer des Umzuges zu sehen. Überall in der Kreisstadt, sagt sie, werde für Abkühlung gesorgt.
Wenige hundert Meter vor der Feuerwehr übernimmt diese Aufgabe der Wasserwerfer der Thüringer Polizei und sammelt damit Sympathiepunkte. Auf dem Stadtring haben die Mitarbeiter des Betriebshofes alle Hände voll damit zu tun, verschiedene Stationen mit Trinkwasser für die Umzugsteilnehmer auszustatten. Außerdem stehen überall Wasserkübel, die mancher nutzt, um seine Kopfbedeckung zu kühlen oder direkt das komplette Haupt hineinzutauchen. An jeder Ecke ist medizinisches Personal zu erkennen, um bei Hitzenotfällen schnell helfen zu können – am Ende resümieren die Veranstalter, dass es nur wenige Notfälle gegeben habe und das Einsatzkonzept aufgegangen sei. Nach einer Stunde taucht das Thüringentag-Paar auf der Höhe der Feuerwehr auf. Es führt gemeinsam mit dem Bürgermeister den Umzug an, der in 130 Bildern Katrin Zierenner kühlt sich im Wasser der Feuerwehr ab.
zeigt, was Sömmerda und seine Geschichte aber auch ganz besonders den Freistaat Thüringen mit seinen vielen verschiedenen Facetten ausmacht. Bild für Bild ziehen die Aktiven aus allen Ecken des Landes vorbei. An den Straßen haben sich mehrere tausend Menschen versammelt, die anerkennend Beifall klatschen. Weil die Organisatoren des Umzuges die breite Ortsdurchfahrt als Route gewählt haben, kommt es nicht zu Komplikationen – selbst, als zwei Mal Rettungswagen durch die Umzugsstrecke fahren müssen, gelingt
das, weil erstens ausreichend Platz ist und zweitens Sicherheitsdienst, Polizei und Umzugsteilnehmer sowie Zuschauer besonnen reagieren. Schon am Samstag hat den Besuchern die Hitze zu schaffen gemacht. Dennoch drängen auf der Blaulichtmeile vor allem die kleineren Besucher immer wieder in den eisernen Bauch des grünen Polizeifahrzeugs. Räumpanzer will die Polizei das Gefährt mit den vier Rädern, dem Schutzschild vornedran und den rundum verschließbaren Luken nicht nennen. Das ist ein Sonderwagen“, erklärt eine Polizeisprecherin. Der Name interessiert die jüngeren Besucher der Blaulicht-Meile sicherlich wenig. Sie wollen einfach einmal ins Innere schauen, sich vielleicht hineinsetzen. Bei den Außentemperaturen aber stellt das kein Vergnügen dar, weil sich der Stahlkoloss ordentlich aufheizt. Die bessere Wahl ist da ein eher luftiges Gefährt. Auch das kann die Landespolizei an ihrem Stand bieten. Es ist eines der aktuellen Motorräder. Unerwarteten Andrang gab es auch beim Fahrradcodieren. An zwei Tagen wurden 50 Drahtesel mit einem unverwechselbaren Signet versehen, sodass sie auch nach einem Diebstahl sofort identifizierbar sind, sollten die Räder sichergestellt werden. Sömmerdas Polizeichef hat in den kommenden Tagen übrigens die Qual der Wahl. Aus gut 50 Kinderzeichnungen muss er die Beste auswählen. Denn die Siegerin oder der Sieger dürfen mit ihrer Kindergartengruppe oder Klasse die Polizei in Sömmerda besuchen, um sich bei den Beamten noch einmal genau umzuschauen. Neben der Polizei präsentierten unter anderem sich auch Thüringens Justizbehörden oder der Zoll auf der Blaulicht-Meile. Sie alle konnten mit interessanter Technik oder Fachauskünften die Besucher begeistern. Allerdings kamen am Sonntag deutlich weniger Menschen vorbei als noch am Samstag.
Aus Sicht der Polizei ist der Thüringentag sehr friedlich verlaufen. Es gab lediglich 24 Vorfälle, sagte eine Polizeisprecherin am Sonntagabend. Das meiste seien Verkehrsdelikte, aber auch der eine oder andere Drogenmissbrauch gewesen. Bei der hohen Kontrolldichte der Polizei seit Freitagmittag in Sömmerda seien viele Sachen aufgefallen, die sonst vielleicht nicht erkannt worden wären.
Der Staffelstab aus der Vitrine im Sömmerdaer Rathaus wechselt dann am Nachmittag ebenfalls noch den Besitzer. Stefan Svoboda, Beigeordneter von Schmalkalden, übernimmt ihn – denn hier wird 2021 der nächste Thüringentag stattfinden.
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