Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Schwitzen für den Saisonstart
Etliche Bundesligisten haben das Training bereits aufgenommen. Bayern, Schalke und Leipzig steigen später ein
München. Jann-Fiete Arp hatte es besonders eilig: Der 19-Jährige startete schon in der vergangenen Woche ins Training – und das, obwohl sein neuer Klub, der FC Bayern München, erst am 8.Juli die Saisonvorbereitung aufnimmt. Doch bevor die Profis loslegen, schiebt der Zugang vom Zweitligisten Hamburger SV Sonderschichten im Trainingslager der U 23 im Stubaital. „Ich will mich optimal auf meinen Start bei den Profis vorbereiten“, erklärt er.
Die optimale Vorbereitung streben auch alle Bundesligisten an, die dieser Tage die Arbeit wieder aufnehmen, bevor am 16. August die Bundesliga und eine Woche zuvor der DFB-Pokal beginnt. Als letzter Club starten Arps Bayern: am 8. Juli.
Arbeit aber haben sie auch bis dahin genug. Die von Präsident Uli Hoeneß vollmundig angekündigte Transferoffensive ist bislang noch nicht ins Rollen gekommen, neben Arp hat man bislang die beiden Abwehrspieler Benjamin Pavard und Juan Hernandez verpflichtet – für immerhin 115 Millionen Euro. Doch für die Offensive konnte noch kein Hochkaräter an Land gezogen werden, obwohl viele große Namen gehandelt werden: Nationalspieler Leroy Sané, der frühere Dortmunder Ousmane Dembelé, Chelseas Callum Hudson-Odoi – und Leipzigs Timo Werner.
„Vier Spieler brauchen wir noch“, hat Trainer Niko Kovac gefordert, während Hoeneß inzwischen zunehmend gereizt auf das Thema reagiert: „Wir haben bis jetzt schon 120 Millionen ausgegeben“, polterte er kürzlich. „Ich muss ehrlich sagen: Langsam geht mir das auf die Nerven, dass man sich nur noch über Käufe definiert.“Bei RB Leipzig wird man besonders genau beäugen, wie es beim Rekordmeister weitergeht: Machen die Bayern noch einmal ernst in Sachen Werner? Oder bleibt er und wäre damit beim Trainingsstart an diesem Freitag dabei? Es hat sich ja auch so genug geändert bei den Sachsen: Ralf Rangnick hat nicht nur als Trainer, sondern auch als Sportdirektor aufgehört, womit nicht weniger als eine Ära endet. Seit 2012 war Rangnick für die Geschicke des Clubs zuständig, führte ihn aus der vierten Liga an Deutschlands Spitze. Nun sollen Julian Nagelsmann als Trainer und der von Paderborn gekommene Sportdirektor Markus Krösche die erfolgreiche Arbeit fortführen.
Vor Rangnick hat schon Jochen Schneider den Club verlassen, der inzwischen Sportvorstand bei Schalke 04 ist. Schneider hat den Club komplett neu aufgestellt, mit David Wagner als neuem Trainer, mit Michael Reschke als Technischem Direktor und Sascha Riether als Koordinator der LizenzspielerAbteilung. Vor dem Trainingsauftakt am Montag kam zudem noch Ozan Kabak, das 19-jährige Abwehrtalent, vom VfB Stuttgart. Dennoch bremst Schneider die Erwartungen: „Unser Ziel muss mittelfristig sein, dass wir wieder regelmäßig in europäischen Wettbewerben vertreten sind“, sagte er am Sonntag. „Ganz bewusst möchte ich dieses Ziel aber nicht für die kommende Saison ausrufen.“Während Schalke, Leipzig und Bayern noch nicht gestartet sind, schwitzen viele Bundesligisten längst für die kommende Saison: Gestern etwa legte Borussia Mönchengladbach vor 3000 Fans los. „Wir haben uns schon gut bewegt und wollen einen guten Fußball entwickeln“, sagte der aus Salzburg gekommene neue Trainer Marco Rose. „Wir wollen die Leute mitnehmen und auch Spektakel zeigen.“Allerdings hatte er nur 16 Spieler zur Verfügung, fast ein Dutzend verletzter oder urlaubender Profis fehlte. Der von Schalke gekommene neue Stürmer Breel Embolo war zwar im Borussia-Park, nahm aber wegen einer Fußprellung noch nicht am Training teil. Auch der VfL Wolfsburg und Fortuna Düsseldorf starteten am Sonntag, die meisten anderen Clubs sind schon mindestens seit Samstag aktiv – und werden sich im Laufe des Juli aufmachen ins Trainingslager in Richtung Süden. Ob in Bayern, Österreich oder der Schweiz: 17 Bundesligisten schlagen ihr Vorbereitungscamp in den Bergen auf – nur der SC Paderborn bleibt zu Hause. „Wir haben hier alle Möglichkeiten, die Spieler können zu Hause schlafen und wir können hier besser auf mögliche Verletzungen reagieren“, begründet Sport-Geschäftsführer Martin Przondziono.
Alle anderen zieht es in die Ferne, die Bayern und Borussia Dortmund sogar besonders weit: Sie gehen auf MarketingTour in die USA, die beiden prominentesten Clubs sollen die Bundesliga dort populärer machen. Für den BVB dürfte das dieses Mal schwieriger sein als im Vorjahr, weil US-Superstar Christian Pulisic den Club verlassen hat. Doch der BVB hat die Millionen reinvestiert, hat in Julian Brandt, Thorgan Hazard, Nico Schulz und Mats Hummels hochkarätige Verstärkungen geholt – und damit im Gegensatz zum Titelkonkurrenten Bayern die vor dem Trainingsstart am Mittwoch anfallende Arbeit bereits weitgehend erledigt.