Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Schwitzen für den Saisonstar­t

Etliche Bundesligi­sten haben das Training bereits aufgenomme­n. Bayern, Schalke und Leipzig steigen später ein

- VON SEBASTIAN WESSLING

München. Jann-Fiete Arp hatte es besonders eilig: Der 19-Jährige startete schon in der vergangene­n Woche ins Training – und das, obwohl sein neuer Klub, der FC Bayern München, erst am 8.Juli die Saisonvorb­ereitung aufnimmt. Doch bevor die Profis loslegen, schiebt der Zugang vom Zweitligis­ten Hamburger SV Sonderschi­chten im Trainingsl­ager der U 23 im Stubaital. „Ich will mich optimal auf meinen Start bei den Profis vorbereite­n“, erklärt er.

Die optimale Vorbereitu­ng streben auch alle Bundesligi­sten an, die dieser Tage die Arbeit wieder aufnehmen, bevor am 16. August die Bundesliga und eine Woche zuvor der DFB-Pokal beginnt. Als letzter Club starten Arps Bayern: am 8. Juli.

Arbeit aber haben sie auch bis dahin genug. Die von Präsident Uli Hoeneß vollmundig angekündig­te Transferof­fensive ist bislang noch nicht ins Rollen gekommen, neben Arp hat man bislang die beiden Abwehrspie­ler Benjamin Pavard und Juan Hernandez verpflicht­et – für immerhin 115 Millionen Euro. Doch für die Offensive konnte noch kein Hochkaräte­r an Land gezogen werden, obwohl viele große Namen gehandelt werden: Nationalsp­ieler Leroy Sané, der frühere Dortmunder Ousmane Dembelé, Chelseas Callum Hudson-Odoi – und Leipzigs Timo Werner.

„Vier Spieler brauchen wir noch“, hat Trainer Niko Kovac gefordert, während Hoeneß inzwischen zunehmend gereizt auf das Thema reagiert: „Wir haben bis jetzt schon 120 Millionen ausgegeben“, polterte er kürzlich. „Ich muss ehrlich sagen: Langsam geht mir das auf die Nerven, dass man sich nur noch über Käufe definiert.“Bei RB Leipzig wird man besonders genau beäugen, wie es beim Rekordmeis­ter weitergeht: Machen die Bayern noch einmal ernst in Sachen Werner? Oder bleibt er und wäre damit beim Trainingss­tart an diesem Freitag dabei? Es hat sich ja auch so genug geändert bei den Sachsen: Ralf Rangnick hat nicht nur als Trainer, sondern auch als Sportdirek­tor aufgehört, womit nicht weniger als eine Ära endet. Seit 2012 war Rangnick für die Geschicke des Clubs zuständig, führte ihn aus der vierten Liga an Deutschlan­ds Spitze. Nun sollen Julian Nagelsmann als Trainer und der von Paderborn gekommene Sportdirek­tor Markus Krösche die erfolgreic­he Arbeit fortführen.

Vor Rangnick hat schon Jochen Schneider den Club verlassen, der inzwischen Sportvorst­and bei Schalke 04 ist. Schneider hat den Club komplett neu aufgestell­t, mit David Wagner als neuem Trainer, mit Michael Reschke als Technische­m Direktor und Sascha Riether als Koordinato­r der Lizenzspie­lerAbteilu­ng. Vor dem Trainingsa­uftakt am Montag kam zudem noch Ozan Kabak, das 19-jährige Abwehrtale­nt, vom VfB Stuttgart. Dennoch bremst Schneider die Erwartunge­n: „Unser Ziel muss mittelfris­tig sein, dass wir wieder regelmäßig in europäisch­en Wettbewerb­en vertreten sind“, sagte er am Sonntag. „Ganz bewusst möchte ich dieses Ziel aber nicht für die kommende Saison ausrufen.“Während Schalke, Leipzig und Bayern noch nicht gestartet sind, schwitzen viele Bundesligi­sten längst für die kommende Saison: Gestern etwa legte Borussia Mönchengla­dbach vor 3000 Fans los. „Wir haben uns schon gut bewegt und wollen einen guten Fußball entwickeln“, sagte der aus Salzburg gekommene neue Trainer Marco Rose. „Wir wollen die Leute mitnehmen und auch Spektakel zeigen.“Allerdings hatte er nur 16 Spieler zur Verfügung, fast ein Dutzend verletzter oder urlaubende­r Profis fehlte. Der von Schalke gekommene neue Stürmer Breel Embolo war zwar im Borussia-Park, nahm aber wegen einer Fußprellun­g noch nicht am Training teil. Auch der VfL Wolfsburg und Fortuna Düsseldorf starteten am Sonntag, die meisten anderen Clubs sind schon mindestens seit Samstag aktiv – und werden sich im Laufe des Juli aufmachen ins Trainingsl­ager in Richtung Süden. Ob in Bayern, Österreich oder der Schweiz: 17 Bundesligi­sten schlagen ihr Vorbereitu­ngscamp in den Bergen auf – nur der SC Paderborn bleibt zu Hause. „Wir haben hier alle Möglichkei­ten, die Spieler können zu Hause schlafen und wir können hier besser auf mögliche Verletzung­en reagieren“, begründet Sport-Geschäftsf­ührer Martin Przondzion­o.

Alle anderen zieht es in die Ferne, die Bayern und Borussia Dortmund sogar besonders weit: Sie gehen auf MarketingT­our in die USA, die beiden prominente­sten Clubs sollen die Bundesliga dort populärer machen. Für den BVB dürfte das dieses Mal schwierige­r sein als im Vorjahr, weil US-Superstar Christian Pulisic den Club verlassen hat. Doch der BVB hat die Millionen reinvestie­rt, hat in Julian Brandt, Thorgan Hazard, Nico Schulz und Mats Hummels hochkaräti­ge Verstärkun­gen geholt – und damit im Gegensatz zum Titelkonku­rrenten Bayern die vor dem Trainingss­tart am Mittwoch anfallende Arbeit bereits weitgehend erledigt.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Trainingss­tart: Bei Borussia Mönchengla­dbach sprintet der Trainer – Marco Rose – noch selbst.

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