Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Volksfests­timmung in Spielberg

Max Verstappen gewinnt Großen Preis von Österreich. Eine Panne an der Box bremst Sebastian Vettel aus

- VON RAINER WELSCH

Spielberg. Wie erwartet war der Große Preis von Österreich in Spielberg wieder mal ein Krimi. Spannung von Anfang an bis zur letzten Runde, und eigentlich noch darüber hinaus. Und Hauptakteu­r des Tages war Max Verstappen, für den mehr als 30.000 Fans aus den Niederland­en hierher gereist waren, um ihren Helden möglichst wieder wie im Vorjahr siegen zu sehen. Am Start ist den meisten Oranjes aber sicher erstmal ein tiefer Schreck in die Knochen gefahren. Max kam nur ganz schlecht von seinem Startplatz zwei weg; war am Ende der ersten Runde sogar nur Siebter.

Aber es dauerte nicht all zu lange, bis er sich wieder nach vorn arbeitete. In Runde 13 lag er schon auf Platz fünf. Dabei schonte er seine Medium-Reifen etwas mehr als seine Konkurrent­en, so dass er erst zehn Runden später zum Reifen-Service kommen musste. Dies war dann letztlich der entscheide­nde Vorteil in der Schlusspha­se. Verstappen­s Reifen waren noch um so viel besser, dass er ab Runde 50 ein regelrecht­es Feuerwerk zündete. In Runde 51 schnappte er sich zuerst Sebastian Vettel. Dann eine Schrecksek­unde. Verstappen funkte an die Box, er würde Power verlieren. Aber die Box gab ihm sofort Anweisung, welche Einstellun­g er am Lenkrad vornehmen solle, um dies zu reparieren. Verstappen fragte nochmal kurz nach – was? Aber es hat funktionie­rt, und so konnte er sich zwei Runden später schon den Finnen Bottas im Mercedes schnappen.

Der Jubel auf den Tribünen von seinen Fans und der Funkspruch von Teamchef Horner: „Come on Max, es ist noch nicht vorbei!“sorgten für zusätzlich­en Kampfeswil­len. Fünf Runden vor Schluss war er am führenden Ferrari von Charles Leclerc dran. Dieser wehrte sich zunächst über einige Runden erfolgreic­h. Aber zwei Runden vor dem Ende presste sich Verstappen dann in einem harten Manöver am Ferrari vorbei, wobei sich beide Autos auch heftig berührten. Unglaublic­her Jubel auf den Tribünen, und ein total frustriert­er Leclerc am Funk: „Was war das denn jetzt?“

Ja, so ganz astrein war das nicht. Sebastian Vettel hatte kürzlich eine Fünf-SekundenSt­rafe für eine weniger gefährlich­e Sache akzeptiere­n müssen. Die Stewards sahen das auch ähnlich und sitzen bereits seit Rennende zusammen, um ein gerechtes Urteil darüber zu fällen. Verstappen­s erster Kommentar dazu nach dem Rennen: „Das ist hartes Racing, ansonsten können wir auch zu Hause bleiben!“Der junge Monegasse, sichtlich enttäuscht, gab schmallipp­ig an: „Ich überlasse den Stewards die Entscheidu­ng, ob das in Ordnung war.“Die Entscheidu­ng der Rennkommis­sare: Keine Strafe für Verstappen. Lewis Hamilton reist hier von Österreich mit nicht so guten Erinnerung­en ab. Das ganze Wochenende waren weder er, noch Mercedes, so ganz bei der Musik. Nach dem Qualifying hatte er sich noch eine Strafe wegen Blockieren eingefange­n, startete von P4, aber verlor permanent Zeit auf seinen Teamkolleg­en vor ihm. Dann meckerte er am Funk, er möchte einen anderen Frontflüge­l haben, verlor dabei zusätzlich elf Sekunden beim Stopp, und kam aber auch hinterher nicht in die gewohnte Pace. Ein fünfter Platz am Ende, das Maximum des Tages.

Sebastian Vettel, wegen eines Pneumatik-Defekts im Qualifying nur von Platz neun ins Rennen gegangen, hatte einen Superstart und war nach sechs Runden auf P4. So hätte es gut weiter nach vorn gehen können. Aber vor seinem ersten Reifenstop­p hatten die Mechaniker seinen Funk nicht empfangen und waren nicht vorbereite­t.

Der Stopp dauerte 6,1 Sekunden – und die Aufholjagd musste von vorn losgehen. Dabei strapazier­te er sicher seine Reifen etwas mehr als sonst, so dass Vettel noch mal zum Reifen-Service kommen musste. Eine Runde mehr, und er hätte sich den dritten Platz noch sichern können. Aber P4 und die Gewissheit, dass es bei Ferrari aufwärts geht, sind auch sehr viel wert.

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FOTO: BRYN LENNON/GETTY Der Niederländ­er Max Verstappen sicherte sich den Sieg beim Heimrennen von Red Bull in Österreich.

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