Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Wes Brot ich ess, des ...

Wirtschaft­sinitiativ­e bewertet Bildungssy­stem

- VON NILS R. KAWIG n.kawig@tlz.de

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht zur Bildungspo­litik in Thüringen. Zuerst die gute: Der Freistaat belegt in einem bundesweit­en Vergleich Platz drei unter sechzehn Bundesländ­ern. Aber – und das ist die schlechte Nachricht – Thüringen hat zum Vorjahr einen Rang eingebüßt. Angeblich gibt es kein Bundesland, das sich in den vergangene­n Jahren so verschlech­tert hat. Schreiben die Autoren einer neuen Studie. In Auftrag gegeben wurde sie von der sogenannte­n Initiative Neue Soziale Marktwirts­chaft, kurz ISNM, die als arbeitgebe­rnah eingestuft wird. Kritiker dieser Studie behaupten, dass sie die Bildungssy­steme nur danach bewertet, ob sie zu einer „Steigerung von Standortqu­alität, Wachstum und Beschäftig­ung“beitragen. Ob das die richtigen Gradmesser für gute Bildung sind, darf jeder für sich bewerten. Wirtschaft­lich betrachtet, ergibt der Vergleich der Kriterien auf jeden Fall einen Sinn.

Allerdings ist die Studie auch politisch gefärbt. Ihre Auftraggeb­erin wird finanziert durch die Arbeitgebe­rverbände der Metall- und Elektroind­ustrie. Wie schon der Name verrät, will die ISNM die Soziale Marktwirts­chaft erneuern. Sie ist klar gegen den Mindestloh­n, gegen eine Vermögenss­teuer, gegen die EEGUmlage, aber auch für ein höheres Renteneint­rittsalter. In der Bildung macht sich die Initiative für mehr individuel­le Förderung stark.

So betrachtet, leidet die Studie darunter, dass sie Bildung vor allem nach wirtschaft­lichen Aspekten bewertet. Oder mit anderen Worten: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“

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