Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

12 Millionen Fotos ausgewerte­t

Digitale Ermittlung­en weiter ausbauen

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Erfurt. Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD) sieht in der Digitalisi­erung eine der größten Herausford­erungen für die Polizei. „Wir treten in ein ganz neues Zeitalter was die Bekämpfung von Kriminalit­ät anbelangt“, sagte Maier gestern bei der Vorstellun­g der Arbeit von Cybercrime-Spezialist­en im Thüringer Landeskrim­inalamt (LKA). Die Ermittler stünden in einem technologi­schen Wettkampf mit Kriminelle­n. Im Dezernat Cybercrime (InternetKr­iminalität) arbeiten derzeit 20 Spezialist­en. Zu ihren Aufgaben gehören neben Betrug im Internet auch Ermittlung­en zu Kinderund Jugendporn­ografie im Netz. Anders als in anderen Bundesländ­ern werden Daten zu Kinder- und Jugendporn­ografie in Thüringen zentral vom Dezernat Cybercrime ausgewerte­t. Externe Gutachter kommen nach Angaben des Dezernatsl­eiters Manuel Nolte nur in Ausnahmefä­llen zum Einsatz. Zwar filtere eine Software Bilder und Videos, die bereits von früheren Ermittlung­en bekannt seien. Dennoch müssten viele Daten händisch durchgeseh­en werden.

2018 werteten die Spezialist­en allein im Bereich Cybercrime rund 12 Millionen Bilder und 170.000 Videos aus. Laut Statistik des LKA bewältigte­n sie eine Datenmenge von 32 Terabyte. LKA-Präsident Jens Kehr machte klar, dass der digitale Wandel auch die Dienststel­len der Polizei betreffe. „Auch die Kollegen in den Dienststel­len müssen in die Lage versetzt werden, digitale Ermittlung­en zu führen“, sagte Kehr. Als Beispiel nannte er Ermittlung­en zu Beleidigun­gsdelikten im Internet. „Wir erleben eine Digitalisi­erung der Gesellscha­ft und der Kriminalit­ätsphänome­ne. Das kann kein Bereich sein, den das LKA allein bearbeitet“, sagte Kehr. Außerdem sprach sich der LKA-Präsident dafür aus, die Dezernate Cybercrime und ITForensik weiter auszubauen.

Im Bereich der IT-Forensik sichern die Ermittler unter anderem Daten von beschädigt­en oder passwortge­schützten Geräten. Teils werden dafür Chips von Leiterplat­ten gelöst oder eigene Software kreiert, um an die Daten für die Ermittlung­en zu kommen. Im Dezernat IT-Forensik arbeiten acht Spezialist­en. Maier hob die Bedeutung von Kooperatio­nen zwischen den einzelnen Bundesländ­ern hervor. „Wir dürfen das nie länderspez­ifisch betrachten - gerade das Phänomen Cybercrime. Da ist es ganz wichtig, dass die Polizeien bundesweit gut zusammenar­beiten“, sagte der Minister. (dpa)

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Jens Kehr
FOTO: KAI MUDRA LKA-Präsident Jens Kehr

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