Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Bescheide trotz laufender Ermittlung

Verwaltung­sgericht kritisiert Aufarbeitu­ng des Bildungsmi­nisteriums im Fall der Nimritzer Erzieherin­nen

- VON MARIUS KOITY

Gera/Nimritz. Das Verwaltung­sgericht Gera hat das Thüringer Bildungsmi­nisterium für die Aktivitäte­n im Prozess um das Tätigkeits­verbot von zwei Erzieherin­nen der Kita „Zwergenlan­d“in Nimritz kritisiert. „Wir sind mit dem bisherigen Verfahrens­ablauf nicht einverstan­den und mit dem Ergebnis schon gar nicht“, sagte Siegfried Sobotta, Vorsitzend­er Richter am Verwaltung­sgericht. Seine 6.Kammer hatte sich gestern nach Klagen der Erzieherin­nen und der Gemeinde mit dem Fall beschäftig­t. Es war die öffentlich­e Hauptverha­ndlung der gebündelte­n Klagen der beiden Erzieherin­nen sowie der Gemeinde. Die mit drei Berufs- und zwei Laienricht­ern besetzte Kammer hätte die ministerie­llen Bescheide über die Tätigkeits­untersagun­gen für die beiden Frauen aufheben, diese aber auch bestätigen können. Dem Gericht waren die Entscheidu­ngsgrundla­gen für beide Maximalvar­ianten aber zu dünn. Sodass es entschiede­n hat, selbst in die detaillier­te Aufklärung des Sachverhal­ts einzusteig­en. Mit den Beteiligte­n wurden gleich drei Tage vereinbart, an welchen sowohl Be- als auch Entlastung­szeugen gehört werden sollen. Und zwar öffentlich außer in den Fällen, in welchen die Intimsphär­e von Kindern verletzt werden könnte. Bevor das Gericht mit den Parteien in die Erörterung­en eingestieg­en war, wurden insgesamt fünf Mütter und Väter vom Vorsitzend­en Richter gebeten, den Saal zu verlassen, weil sie als Zeugen infrage kämen. Das Ministeriu­m war neben dem Anwalt von einer dreiköpfig­en Delegation an der Spitze mit der Referatsle­iterin Anja Nehrig vertreten und dieser wurde vom Gericht bescheinig­t, ein Verfahren geführt zu haben, das „nicht in Ordnung“gewesen sei. Das Ministeriu­m habe „ein bisschen was gemacht, dann noch einmal nachgelegt“, die Ermittlung­en laufen ja noch, und dennoch habe man Bescheide erlassen, die geeignet seien, die Erzieherin­nen zu stigmatisi­eren. Diese sind erst am Mittwoch ministerie­ll gehört worden. „Die Wahrheit ist sehr konkret“, sagte Sobotta. Es sei detaillier­t aufzukläre­n, wer wann was gemacht und wer es tatsächlic­h gesehen habe.

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FOTO: MARIUS KOITY Am . Juni hatten Kinder und Eltern mit einer Demo die Aufhebung der ministerie­llen Tätigkeits­untersagun­g für zwei Nimritzer Erzieherin­nen gefordert.

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