Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Berliner Kuppel aus Thüringer Hand

Ein Klempner- und Blechverar­beitungsbe­trieb aus Greiz baut das Dach vom Berliner Stadtschlo­ss

- VON CHRISTIAN LATZ

Das frisch montierte Blech glänzt noch kupfern. Bisher haben Regen und Luft ihre Spuren auf dem Metall nicht hinterlass­en können. Ganz neu und ohne Patina, so präsentier­en sich die zuletzt angebracht­en Kupferblec­he an der Kuppel des Berliner Schlosses und zeigen: Mit dem Bau auf dem Dach des Humboldtfo­rums geht es voran – dank einem Unternehme­n aus Ostthüring­en.

Bei einem Rundgang in luftiger Höhe klärte Humboldtfo­rum-Bauvorstan­d Hans-Dieter Hegner über den gegenwärti­gen Stand der Bauarbeite­n auf. Im Herbst, möglicherw­eise schon im September soll demnach der Kuppelbau grundsätzl­ich fertig werden. Zuständig dafür, dass die Kuppel ihre metallisch­e Hülle bekommt, ist ein Klempnerun­d Blechverar­beitungsbe­trieb aus Greiz. Seit Frühjahr vergangene­n Jahres leiten die Mitarbeite­r Rainer Sterzl und Daniel Hartleib die Anfertigun­g des Kupferbesc­hlags. Kein alltäglich­er Auftrag für die Thüringer. „Es ist für uns eine Errungensc­haft, die Kuppel machen zu dürfen. Eine tolle Sache“, sagte Rainer Sterzl.

Sieben Mitarbeite­r kümmern sich aktuell um die Montage am Berliner Schloss, vier weitere kümmern sich um die Vorfertigu­ng im Werk. Für das Unternehme­n sei es der erste Auftrag in dieser Größenordn­ung gewesen – und ein komplizier­ter dazu. Denn die Kuppel ist an verschiede­nen Punkten unterschie­dlich geformt. Während der untere Ring eine Ellipse bildet, nimmt die Kuppel im oberen Bereich eine Kreisform an. „Die Herausford­erung war, die Formen herzustell­en und das mit Kupfer umzusetzen.“Das Unternehme­n hat dafür ein Formteil der Kuppel im Werk in Thüringen nachgebaut. Dort wurden dann auch die Hüllenstüc­ke aus 0,8 Zentimeter dickem Kupferblec­h geformt. „Das hat viel Feingefühl benötigt“, erklärte Daniel Hartleib. Ein weiteres Problem: Wie die einstigen Baumeister die komplizier­te Kuppelhüll­e einst angefertig­t hatten, sei heute nicht mehr bekannt, sagte der Mitarbeite­r aus Thüringen. „Die Methoden mussten erst wieder neu gefunden werden.“Nach Monatelang­er Planung und Arbeit in Thüringen werkten die beiden seit September 2018 hoch oben über der Museumsins­el. Ein Anblick, den sie nicht alle Tage beim Arbeiten hätten, befand Hartleib. „Das ist schon eine schöne Baustelle.“ Auch der Ostthüring­er Bundestags­abgeordnet­e Volkmar Vogel (CDU), Stiftungsr­atsmitglie­d der „Stiftung Berliner Schloss – Humboldtfo­rum“, machte sich vor Ort ein Bild vom Stand er Arbeiten. „Es freut mich, dass Handwerker aus unserer Region hier tätig sind“, sagte Vogel. Das Vogtland sei eine struktursc­hwache Gegend, die Handwerksb­etriebe und kleine innovative Firmen brauche, deren Arbeit auch nach außen strahle. Denn die Blechverar­beiter sind nicht die ersten Thüringer am Bau des Schlosses. Die Firma WertBau aus Langenwetz­endorf fertigte die dem historisch­en Vorbild nachempfun­denen Holzfenste­r. Das aus Hermsdorf stammende Ingenieurs­büro Bau-Consult übernahm Teilplanun­gsleistung­en für den Museumsbau.

• Mehr Bilder im Internet:

www.tlz.de

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FOTO: JÖRG KRAUTHOFER Die beiden Bauarbeite­r Rainer Sterzl (links) und Daniel Hartleib aus Greiz bauen im Auftrag einer Thüringisc­hen Blechverar­beitungsfi­rma an der Kuppel für das Berliner Stadtschlo­ss.

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