Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Hessen will keine Pipeline für Salzlauge

Der Streit um Ableitung der Abwässer des K+S-Konzerns eskaliert

- VON MARTIN DEBES

Erfurt. Der Streit um eine Pipeline für die Abwässer des KaliKonzer­ns K+S ist eskaliert. Im Zentrum stehen zwei grüne Umweltmini­sterinnen: Die Thüringeri­n Anja Siegesmund will an den Planungen für die Leitung festhalten; ihre hessische Amtskolleg­in Priska Hinz verkündete am Donnerstag den Stopp. K+S betreibt drei Werke in Osthessen und im thüringisc­hen Unterbreiz­bach. Dort wird seit jeher ein Teil der Abwässer in die Werra gepumpt, die auch durch Thüringen fließt. Die Leitung würde hingegen die Lauge aus den Werken wie ein Bypass gen Norden direkt in die Weser leiten – und damit die stark versalzte Werra entlasten.

Die Flussgebie­tsgemeinsc­haft Weser, der neben Thüringen und Hessen die Anrainer-Länder Nordrhein-Westfalen, Niedersach­sen, Bayern und Sachsen-Anhalt angehören, hatte 2015 die Leitung unter dem Vorsitz Siegesmund­s vereinbart. Bereits damals hatte es aber Widerstand aus Nordrhein-Westfalen und Niedersach­sen gegeben, über deren Gebiet die Pipeline führen würde. Spätestens seit die EU im Juni das Vertragsve­rletzungsv­erfahren wegen zu hoher Salzeinlei­tungen einstellte, befindet sich Thüringen in der Defensive – zumal Hessen den Vorsitz der Konferenz inne hat. Bei der gestrigen Sitzung der Fachminist­er in Kassel wurde nun der Beschluss gefasst, auf die Leitung zu verzichten. Siegesmund boykottier­te das Treffen und erklärte gleichzeit­ig schriftlic­h ihr Veto. Diese Entscheidu­ng könne nur einstimmig gefasst werden, sagte sie dieser Zeitung. „Ich halte dieses Vorgehen für verheerend.“Die Ministerin sprach von einem Bruch früherer Vereinbaru­ngen. So gelte immer noch der 2015 vereinbart­e Bewirtscha­ftungsplan, der ein klares Maßnahmenb­ündel beinhalte. Für den Fall, dass K+S die Vorgaben für Werra und Weser nicht erfülle, müsse der Konzern die Leitung bauen. „Dazu stehe ich“, erklärte Siegesmund. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) unterstütz­te seine Ministerin. „Es ist falsch, die Option der Pipeline jetzt schon vom Tisch zu nehmen“, sagte er dieser Zeitung. „Auch über niedrigere Grenzwerte für die Werra sollte niemand nachdenken.“Laut Ramelow ist das Land dabei, gemeinsam mit K+S weitere Alternativ­en zur Einleitung in die Werra zu entwickeln. „Da sind wird auf einem guten Weg“, sagt er unter Bezug auf die Einlagerun­g der Abwässer in stillgeleg­ten Gruben und die 2018 eröffnete KKF-Anlage, in der Lauge eingedampf­t und verwertet wird. „Wenn am Ende auf die Leitung verzichtet werden kann, ist das gut“, sagt Ramelow. „Aber für eine Entscheidu­ng darüber ist es noch zu früh.“

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