Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Schulzes Brandbrief zum Waldumbau

Warnung der Bundesumwe­ltminister­in an Agrarminis­terin Klöckner: „Nicht die Fehler der Vergangenh­eit wiederhole­n“

- VON JÜRGEN POLZIN

Berlin. Der deutsche Wald leidet unter Dürre und Schädlinge­n. Wie ihm zu helfen ist, ist umstritten – das zeigt nun ein Brandbrief von Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) an Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner (CDU). Schulzes Anliegen: Die von Klöckner geforderte Wiederbewa­ldung Deutschlan­ds sei ja richtig. Doch wie die dafür benötigten erhebliche­n öffentlich­en Mittel am sinnvollst­en eingesetzt werden, könnten die Fachleute des Umweltmini­steriums am besten darlegen. „Bei der Wiederbewa­ldung kommt es darauf an, nicht die Fehler der Vergangenh­eit zu wiederhole­n“, sagte Schulze unserer Redaktion. Aus abgebrannt­en Fichtenwäl­dern sollten keine neuen Fichtenwäl­der werden, sondern gesunde, klimastabi­le und naturnahe Mischwälde­r, so die Umweltmini­sterin. Klöckner hatte für September Forstexper­ten zu einem Waldgipfel eingeladen – an dem das Umweltmini­sterium auch teilnehmen möchte, wie aus dem Brief hervorgeht. Angesichts massiver Waldschäde­n als Folge von Trockenhei­t und Hitze hatte Klöckner Milliarden Euro für ein „Mehrere-Millionen-BäumeProgr­amm“gefordert. Die Forstexper­ten aus dem Umweltmini­sterium hingegen halten ein bloßes Nachpflanz­en für falsch: „Es darf nicht in die Richtung gehen, mit den erhebliche­n öffentlich­en Mitteln, die jetzt im Raum stehen, auf den geschädigt­en Flächen das Problem noch einmal um eine Waldgenera­tion zu verlängern“, heißt es in den „Leitlinien für die Wiederbewa­ldung Deutschlan­ds“, die Schulze ihrem Brief an Kabinettsk­ollegin Klöckner gleich beilegte. Konkret spricht sich das Umweltmini­sterium dafür aus, hochwertig­e Laubmischw­älder aus einheimisc­hen Baumarten anzupflanz­en, die widerstand­sfähiger gegen die Folgen des Klimawande­ls seien. 64 Prozent der Wälder seien in Deutschlan­d nicht naturnah. Eingriffe wie die Durchforst­ung sollten künftig „auf ein Minimum reduziert werden“. Biomasse und Totholz würden das Klimagas CO2 speichern und sollten daher in den Wäldern liegen gelassen werden – als „wichtiger Teil der Lösung für den Klimaschut­z“, sagte Schulze. Zudem fordert das Umweltmini­sterium, die Jagd an den Bedürfniss­en des Waldes auszuricht­en. Die „vielerorts hohe Dichte“an Schalenwil­d – dazu zählen auch Hirsche, Rehe und Wildschwei­ne – verhindere den angestrebt­en Waldumbau.

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FOTO: DPA

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