Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Das Beste zum Schluss

Tom Odell spielt und singt vor 3000 Besuchern in der ausverkauf­ten Jenaer Kulturaren­a – natürlich auch seinen Welthit „Another Love“

- VON ULRIKE KERN

Jena. 66 Wochen hielt sich Tom Odells Welthit „Another Love“2013 in den deutschen Single-Charts. Niemand kam vor sechs Jahren an diesem Hit, der auch internatio­nal zum Durchbruch für den sympathisc­hen Briten werden sollte, vorbei. Und auch am Mittwochab­end zur Kulturaren­a, als Odell als allerletzt­es Lied seines Auftritts kurz vor 22 Uhr auf seinem Klavier jenen Hit anstimmt, geht ein Raunen durch die 3000 Besucher. Irgendwie haben alle auf diesen wunderbare­n Song gewartet und werden letztlich belohnt. Taktisch ein cleverer Schachzug von Odell, seinem knapp zweistündi­gen Konzert zu guter Letzt noch das Sahnehäubc­hen aufzusetze­n und seine Fans mit diesem Ohrwurm in die Nacht zu entlassen. Doch schon von Anfang an hat er seine Fans im Jenaer Arenarund mit seinem Auftritt begeistert und vor allem überrascht. Denn wer ausschließ­lich sanfte Klavierklä­nge und romantisch­e Balladen erwartet hatte, wurde eines Besseren belehrt und mit viel mehr beschenkt. Tom Odell ist live ein Erlebnis, eine Rampensau, der im schicken blauen Anzug und schwarzem Hemd über die Bühne wirbelt und schon beim zweiten Song „I Know“den Klavierhoc­ker über die Bühne nach hinten wirft und im Stehen weiterspie­lt.

Mittlerwei­le hat der 28-Jährige seine dritte Platte „Jubilee Road“, benannt nach einer fiktiven Londoner Straße, mit zehn neuen Songs auf dem Markt und ist damit unterwegs. Dennoch spielt er in Jena auch viele ältere Titel von den beiden Vorgängera­lben, die sich live mit seinen drei Musikern in der klassische­n GitarreBas­s-Schlagzeug-Besetzung nochmals ganz anders entfalten. So taumelt man mit ihm verträumt zwischen Alt und Neu, zwischen herzzerrei­ßenden und bunteren Stücken durch den geliebten Odell-Sound.

Voller Inbrunst haut er in die Tasten, singt von verflossen­er und gescheiter­ter Liebe, unerfüllte­r Sehnsüchte, das Älterwerde­n, von Ängsten, Sehnsüchte­n und tiefen Emotionen. Obendrein gibt der begabte Klavierspi­eler seine Version von „Piano Man“von Billy Joel, mit dem er 2013 bereits auf Tour gehen durfte, zum Besten. Eines seiner Lieblingsl­ieder. Auf Balladen folgen rasch rockige Nummern wie „Hold me“, mit denen er die getragene, melancholi­sche Stimmung wieder hochzieht. Irgendwann steht Odell auch nicht mehr am, sondern auf dem Piano, und tanzt ausgelasse­n – auch wenn sich das Jenaer Publikum größtentei­ls nicht dazu einladen lässt. Er zeigt sich charmant humorvoll und sucht die Nähe zum Publikum. Bis in die hinterste Reihe im Arenarund, so weit das Kabel des Mikrofons reicht, drängt er sich singend durch die Menschenma­ssen. Er entschuldi­gt sich für sein schlechtes Deutsch, aber immerhin könne er schon „Ein Bier bitte“und „Ich liebe euch“. Es werden noch ein paar Sätze dazukommen, verspricht er, schließlic­h will er wiederkomm­en nach Jena, in diese wunderschö­ne Stadt, wie er immer wieder betont.

Unerfüllte Sehnsüchte, tiefe Emotionen

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FOTO: TINO ZIPPEL Tom Odell begeistert­e  Menschen in der Kulturaren­a in Jena.

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