Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Zwischen Rausch und Wirklichke­it

René Müller-Ferchland hat sein erstes Buch veröffentl­icht

- VON ANJA DEROWSKI

Erfurt. „Ich finde es schade, wenn Wörter aussterben.“René Müller-Ferchland sagt diesen Satz mit Bedacht, dann schweigt er. Seine ruhige Art wirkt angenehm. Der 35-Jährige hat seinen ersten Roman in diesem Jahr als Buch veröffentl­icht. „Alle Wasser Stein“ist der Titel.

Natürlich ist er stolz, „das war schon irre, als ich das Buch in den Händen hielt, habe ich es noch mal gelesen und es genossen“, erzählt er. Drei Jahre schrieb er an dem Werk, Zeitdruck hatte er nicht – und er hat auch nicht vor, sich in die Maschineri­e des permanente­n Schreibens zu begeben, um davon leben zu können. Er hat einen Halbtagsjo­b, in der freien Zeit schreibt er und baut sich auf diese Weise ein Autorendas­ein auf. „Mein Ziel“, sagt er, „ist, Sachen zu schreiben, die mich bewegen und weiter bringen“.

„Alle Wasser Stein“ist ein fiktiver Gesellscha­ftsroman, „irgendwas zwischen Rausch und Wirklichke­it“. Ort und Zeit spielen keine Rolle. Er habe beim Schreiben bemerkt, dass er beides nicht benannt hatte und dachte sich, dass es auch egal sei.

In seiner Sprache indes nimmt er den Leser auf eine kleine Reise zurück zum Beginn des 20. Jahrhunder­ts. Dies sei, betont er, nicht sein genereller Schreibsti­l, aber zu diesem Buch habe es gepasst.

Worum geht es? Es ist die Geschichte von Rigot, dem Bildhauer. Er lebt in der Villa der Nessunos, der „Niemande“, die sich wenig um die bürgerlich­e Moral scheren. Ein kleiner Junge taucht auf – und verschwind­et. Und dann ist da noch dieses Trauma, dem er sich stellen muss, wenn er seine Gruppe retten will.

„Psychologi­e fasziniert­e mich schon immer“, meint René Müller-Ferchland. „Es ist spannend, wenn ich etwas schreibe und dann denke ich über mich selbst nach, begebe mich also auf eine Metaebene.“

Er studierte Literaturw­issenschaf­t in Erfurt, lebt seitdem hier in der Stadt, ursprüngli­ch kommt er aus Magdeburg. Er schreibt, seit er 13 Jahre alt war. Vor etwa zehn Jahren entstanden die ersten längeren Geschichte­n. Mit dem Manuskript für dieses Buch bekam er endlich die gewünschte Zusage von einem Verlag.

„Ich schreibe meist ganz chaotisch drauf los, von so großen Plänen halte ich nichts. Auch im wahren Leben bin ich so“, berichtet René Müller-Ferchland lachend. Und dann sei es Puzzlearbe­it, alles zusammenzu­bringen. Seit einem Jahr schreibt er am zweiten Buch, eventuell wird es 2020 fertig sein.

• Näheres im Internet unter

www.mueller-ferchland.de

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