Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
DFB setzt auf Walters Patenkind
Fritz Keller, der Clubchef des SC Freiburg, soll neuer Präsident des Deutschen Fußball-Bundes werden
Frankfurt/Main. Es war schon zu einem Ritual geworden. Fritz Keller lauschte in den vergangenen Jahren nach den Spielen seines SC Freiburg im Presseraum den Worten von Trainer Christian Streich und verspeiste dabei weitgehend unbehelligt sein Wiener Würstchen. Doch mit der beschaulichen Ruhe im Breisgau ist es für den Clubchef des Bundesligisten bald vorbei. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat das 62 Jahre alte Patenkind des großen Fritz Walter am Donnerstag als Überraschungskandidaten für das Präsidentenamt aus dem Hut gezaubert.
Keller stünde damit beim Bundestag am 27. September in Frankfurt/Main als Nachfolger des zurückgetretenen Reinhard Grindel bereit. Von seinem Amt in Freiburg würde er im Falle seiner Wahl zurücktreten. Der designierte DFB-Boss wird sich zunächst am 21. August in Berlin der Konferenz der Regional- und Landesverbände sowie der Generalversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) vorstellen. Anschließend soll er nominiert werden.
Nach Angaben des DFB war Keller „der erste und einzige Kandidat“, mit dem die Findungskommission Gespräche geführt hat. „Es hat in den vergangenen Wochen sehr gute Gespräche mit der Findungskommission gegeben“, sagte Keller: „Mit Blick auf den SC Freiburg ist mir die Entscheidung, für das Amt des DFB-Präsidenten zur Verfügung zu stehen, alles andere als leichtgefallen.“
Vielleicht hat sich der Verband bei seiner Auswahl auch daran erinnert, was sich der Winzer und Hotelier vor rund drei Jahren getraut hat: Bei der Wahl Grindels sorgte Keller, dessen Restaurant bezeichnenderweise den Namen „Schwarzer Adler“trägt, mit seinem SC für zwei von insgesamt vier Nein-Stimmen.
Seinen eigenen Kopf hatte Keller, der im Jahr 2010 den zuvor nach jahrzehntelanger Herrschaft gestorbenen Clubchef Achim Stocker beim Sport-Club beerbte, schon immer. Nicht zuletzt wegen dieser Eigenwilligkeit soll Stocker lange dafür plädiert haben, Keller nicht zu seinem Nachfolger zu machen.
Doch nun steigt Keller sogar zum 13. Präsidenten des größten Einzelsportverbandes der Welt auf. Weiter wird es für ihn aber wohl nicht nach oben geben. Die vom DFB angestrebten Posten in den Gremien des Weltverbands Fifa und der Europäischen Fußball-Union (Uefa) sollen andere übernehmen – Vizepräsident Rainer Koch gilt als Favorit dafür. Zunächst lobte der Interimspräsident aber seinen künftigen Chef.
Keller sei „ohne jeden Zweifel eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit allen Qualitäten für das Amt des DFB-Präsidenten“, sagte Koch. Ähnlich sieht es Reinhard Rauball. „Als Präsident des SC Freiburg hat Fritz Keller innerhalb der Bundesliga und 2. Liga über alle Maßen
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