Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Eröffnen kreativer Räume
Emily-Roebling-Preis (7) Nicole Sennewald und Bianca Schön-Ott
Erfurt. Wer von der Bahnhofstraße in die kleine Büßleber Gasse einbiegt, der kann gleich mehrere Überraschungen erleben. Eine Häuserzeile reicht aus, um von der Hektik am Hauptbahnhof Erfurt umzuschalten auf Ruhe. Und sobald man durch den unscheinbaren Eingang das Krämerloft betritt, reistmaninderZeitzugleichzurückund nach vorn.
Die beiden Geschäftsführerinnen Nicole Sennewald (42) und Bianca Schön-Ott (39) haben den rund 120 Jahre alten Industrie-Klinkerbau so eingerichtet, dass er sowohl seine Geschichte zeigt, als auch kreativen Raum eröffnet. Offene Klinkerstrukturen, Leitungen und Putz an den Wänden, abgeschliffene Holzböden betonen das Industriedesign; zugleich puffern Elemente wie liebevoll restaurierte Altbau-Türen, viel Licht und warme Farben die Nüchternheit. Im ersten Stock dokumentiert eine Fotoserie die Verwandlung der Räume, die beide Frauen und ihre Familien hunderte Arbeitsstunden gekostet hat.
Denn ganz bewusst wollen die Betriebswirtin Sennewald und die Kauffrau Schön-Ott hier nicht nur Büros vermieten, sondern Die Geschäftsführerinnen und Bianca Schön-Ott „ein zweites Zuhause schaffen. Wir möchten optimale Bedingungen bieten, damit alle, die hierher kommen, wachsen können. Hier kann man sich inspirieren lassen. Hier kann man neue Ideen entwickeln – allein, aber auch mit anderen,“erzählen sie. Die beiden lernten sich über das ThEx Gründerzentrum kennen. Ihr eigenes Unternehmen startete im November 2016, rechtzeitig zur Inbetriebnahme des ICEKnotenpunkts 2017, der Erfurt bundesweit als günstigen Treffund Anlaufpunkt ins Bewusstsein brachte. Beide sind darüber hinaus aktiv als Consultants für Changemanagement und Organisationsberatung sowie Marketing und Kommunikation.
Letztere ist beiden besonders wichtig: Netzwerke, Austausch und Gespräche für alle ermöglichen. So bildet ein offener Treffpunkt mit großem Tisch und Sitzbänken den Mittelpunkt im Erdgeschoss, flankiert von einer offenen Küche: „Jede Woche gibt es das gemeinsame Mittagessen Meet & Eat, dazu kommen weitere Community-Angebote
Nicole Sennewald (links) wie kleine Sport-Einheiten, das Gründerfrühstück oder unser ,New Work Thüringen‘-Treffpunkt. Wir wollen Unternehmenskulturen und das Verständnis von Arbeit reflektieren und verändern. Und damit komplexe Themen wie Fachkräftegewinnung angehen, eine der großen Herausforderungen für Unternehmen in Thüringen und ganz Deutschland.“Insgesamt bietet das Haus eine Mischung von Einzel-, Gruppenräumen und einen großen „Coworkingspace“auf drei Stockwerke verteilt, buchbar vom Einzeltermin bis zum Dauer-Abo. Die Angebote werden sowohl von Solo-Selbstständigen wie auch von Unternehmen für Teams und Gruppen genutzt, inklusive „Makerspace“: Werkstätten mit Werkzeugen zur Metalloder Holzverarbeitung bis hin zu einem Lasercutter oder 3D-Drucker.
Anders als sonst üblich sind ausdrücklich Kinder willkommen. Beide Unternehmerinnen sind selbst Mütter und legen großen Wert auf eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch für ihre Mitarbeiter. Zu den eigenen Leitprinzipien gehört außerdem Nachhaltigkeit – „von der Wahl der Putzmittel bis zu unseren Beratungen bei den Coworkern und in Unternehmen“. Die Herausforderung für ihre eigene Zukunft: „Die Nachfrage ist jetzt schon höher, als das, was wir bedienen können. Wir sind also auf der Suche nach neuen Räumen zu fairen Preisen, die uns mehr Platz bieten. Das ist in Bahnhofsnähe nicht wirklich einfach!“
Gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie
• Der Emily-Roebling-Preis ist mit Euro dotiert, gesponsert von der Thüringer Aufbaubank. Die Preisträgerin wird unter den Nominierten ausgewählt und am . September im Rahmen des . Unternehmerinnentages Mitteldeutschland geehrt. Der Preis wird ausgelobt vom Verband deutscher Unternehmerinnen, Landesverband Thüringen.