Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Klimaschut­z nicht zum Nulltarif“

Verteidigu­ngsministe­rin und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r über die Regierung, Greta und Klimabewus­stsein

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N, MIGUEL SANCHES UND JÖRG QUOOS

Berlin. Es sind bewegte Zeiten für die Verteidigu­ngsministe­rin und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Am Montag startet sie zu ihrem ersten Truppenbes­uch ins Ausland. Am Sonntagabe­nd aber steht zunächst der Koalitions­ausschuss mit der SPD im Kanzleramt an.

Erwarten Sie am Sonntag ein Bekenntnis der SPD zu dieser Regierung? Kramp-Karrenbaue­r Es wird nicht um den Fortbestan­d der Koalition gehen, sondern um eine Reihe von inhaltlich­en Themen. Es ist Angelegenh­eit der SPD, die Frage des Vorsitzes zu klären. Ich wünsche ihr dabei einen guten Prozess und kluge Entscheidu­ngen.

Die kommissari­sche SPDChefin Frau Dreyer will ein Linksbündn­is. Ist jetzt schon Wahlkampf?

Wir haben einen hart verhandelt­en Koalitions­vertrag. Der ist Grundlage für unsere Zusammenar­beit. Wenn die SPD sich mit Blick auf die Zukunft links positionie­rt, ist das ihre Entscheidu­ng. Wenn sie die Republik nach links verrücken will, dann wird sie auf entschiede­nen Widerstand der CDU treffen.

Wenn es knallt – regiert die Union zur Not auch alleine in der Minderheit?

Ich spekuliere nicht über WennFragen. Wir tragen unseren Teil dazu bei, dass die Regierung in dieser Legislatur­periode vernünftig arbeitet.

Beim Abbau des Soli hat die SPD ja die Beibehaltu­ng für Gutverdien­er durchgeset­zt … Es gibt kein Koppelgesc­häft zwischen der Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s und der Grundrente. Wir wollen weiter eine 100-prozentige Abschaffun­g des Soli. Der Gesetzentw­urf von Finanzmini­ster Scholz ist ein guter erster Schritt. Ich gehe davon aus, dass er den verfassung­srechtlich­en Grundlagen entspricht.

Die Gutverdien­er zahlen weiter …?

Das Gesetz entspricht dem Koalitions­vertrag und geht noch ein Stück darüber hinaus. Wir halten aber an unserem Ziel fest.

Würden Sie für die komplette Abschaffun­g des Soli eine Reichenste­uer einführen?

Nein.

Wann kommt die Grundrente?

Wir haben im Koalitions­vertrag eine Bedürftigk­eitsprüfun­g vereinbart. Über die Art der Prüfung kann man reden.

Und wann kommt denn der Umweltschu­tz in das Grundgeset­z?

Ich möchte einen nationalen Klimakonse­ns, der über die Legislatur­periode hinausreic­ht und den Klimaschut­z, den Kohleausst­ieg und das Prinzip der Nachhaltig­keit verbindet. Wenn wir einen Regierungs­konsens gefunden haben im September, dann werden wir in Gespräche mit der Opposition gehen.

Wird der Klimaschut­z teuer? Klimaschut­z ist nicht zum Nulltarif zu haben. Alles andere ist eine Illusion. Aber die Gruppen, die es besonders betrifft – etwa Pendler oder Mieter und Besitzer älterer Häuser –, dürfen nicht einseitig belastet werden. Es gibt viele Stellen, an denen entlastet werden kann, zum Beispiel bei der EEG-Umlage, der Stromsteue­r oder der Pendlerpau­schale.

Die Grünen profitiere­n von der Klimadebat­te. Warum punktet die Union in diesem Bereich so wenig?

Wir haben unsere Erfolge wie den Ausstieg aus der Kernenergi­e zuletzt zu wenig kommunizie­rt. Es gab in den vergangene­n Jahren auch zu wenig umweltund klimapolit­ische Programmat­ik der CDU, die in der Verknüpfun­g von wirtschaft­spolitisch­er Kompetenz mit Verantwort­ung für die Schöpfung besteht. Wir haben zu sehr den Eindruck entstehen lassen, als ob es sich dabei um Gegensätze handelte. Den Grünen wird der Umweltschu­tz per se zugeschrie­ben. Aber jetzt geht es konkret um Kosten und Umsetzung.

War es richtig von Greta Thunberg, sich mit Vermummten im Hambacher Forst zu zeigen? Es ist ein Verdienst von Greta Thunberg, eine Bewegung etabliert und ein Thema öffentlich­keitswirks­am gesetzt zu haben. Ob es dem Anliegen guttut, sich mit vermummten Besetzern zu zeigen, muss sie entscheide­n. Ich finde es jedenfalls nicht in Ordnung.

Der entlassene Verfassung­sschutzche­f, Maaßen, fällt mit rechtskons­ervativen Sprüchen auf. Denken Sie über einen Parteiauss­chluss nach?

Als ehemalige Innenminis­terin bin ich froh, dass Herr Maaßen

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FOTO: RETO KLAR Die CDU-Chefin in ihrem Parteibüro. Seit Kurzem hat sie auch das Chefbüro im Verteidigu­ngsministe­rium.
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FOTO: ZRB Mit Ursula von der Leyen beim Großen Zapfenstre­ich zum Abschied der bisherigen Verteidigu­ngsministe­rin.

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