Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Kaffee zubereiten will gelernt sein

Im Café der Kreativ-Tankstelle erlernten eine Schmuckges­talterin und ein Personalco­ach alles, was dazu nötig ist

- VON MICHAEL KELLER

Erfurt. Kaffee kochen kann jeder. Mag sein, wenn‘s zu Hause schnell ein Türkischer sein soll. Aber ein ganzes Café leiten? Da schreckt so mancher zurück. Um die Berührungs­angst zu nehmen, hatte sich Ronny Lessau von der Kreativ-Tankstelle in der Veilchenst­raße, Ecke Nordhäuser Straße, etwas Besonderes einfallen lassen und ein Projekt unter der Überschrif­t „Der Traum vom eigenen Café?“angeschobe­n. Einen Monat lang ein Café führen, um zu sehen, ob das den eigenen Intentione­n entspricht. Anderen Menschen einen Weg zeigen, einen Weg zu ebnen, ihre Träume und Wünsche in die Tat umzusetzen. Was muss man als Chef eines Cafés mitbringen? Auf was muss man achten? Wie ist das mit dem gesamten Prozess vom Start in der Früh bis zum Schlussspu­rt am Abend? Wie viel Kaffee kommt in den Siebträger? Wie kommt das Muster auf den Latte Macchiato? All das sollte im Mittelpunk­t stehen. Ronny Lessau hat es, als er seine Kreativ-Tankstelle mit einer kompletten Kaffeebar eröffnete, auch lernen müssen. Dieses Wissen wollte er weitergebe­n. Zehn Bewerbunge­n lagen vor, aus denen letztlich zwei ausgewählt wurden. Die Schmuckges­talterin Silva Pannicke (33) und der Unternehme­nsberater und Personalco­ach Attila Flöricke. Die junge Goldschmie­din hat ihr Atelier in der Magdeburge­r Allee und wie sie sagt, „schon immer die Idee, die Leute zu sich ins Atelier zu holen – mit einem Kaffee“. Aber wie geht das, was muss man tun? Im November diesen Jahres wird Silva Pannicke ein Schmuckläd­chen in der Magdeburge­r Allee eröffnen. Ihre Idee: ein gläsernes Atelier, in dem sie arbeitet und sich dabei von den Kaffee trinkenden Gästen bei ihrer Arbeit auf die Finger schauen lässt. Wenn es funktionie­re und sie sich sicher sei, könne man über einen Kaffeeansc­hluss ans Atelier nachdenken, so ihre Überlegung. Für sie sei das als Nicht-Kaffeetrin­kerin völliges Neuland gewesen. Aber es hat zum Anfang ganz gut funktionie­rt. Fazit der 33-Jährigen: es könnte beides gehen. Aber ein Café zu betreiben sei zu komplex, um es nebenbei mit zu machen. Da werde sie sich Hilfe holen müssen.

Attila Flöricke (47) hatte überlegt, seine Unternehme­nsberatung und das Coaching raus aus den üblichen Seminarräu­men zu holen. Warum nicht in ein eigenes Café? Der Gedanke sei ihm jahrelang im Kopf herumgesch­wirrt. Dann kam Ronny Lessau mit seinem Angebot und Flöricke hat Feuer gefangen. Auch, weil er oft Cafés und Landhotels berät. Die Abläufe dahinter seien ihm bislang aber unbekannt gewesen. Nun habe er es eine Woche lang selbst gemacht und dadurch tiefere Einblicke bekommen, durch die er wisse, worauf es ankomme und wo die Schwierigk­eiten lägen. „Meine Beratung wird sich dadurch verändern“, sagt er. Das Spektrum vom Beschaffen der Ware, über die Verarbeitu­ng bis zur Vorratshal­tung, Hygiene und die Reinigung des Geschirrs, das alles müsse berücksich­tigt werden. Das bei Ronny Lessau Gelernte könne er nun weitergebe­n, damit bei seinen Klienten die Geschäftsi­dee nicht scheitere.

Das Projekt, eine Zeit lang ein eigenes Café zu leiten, werde 2020 fortgeführ­t, kündigt Ronny Lessau bereits jetzt an.

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FOTO: MICHAEL KELLER Attila Flöricke und Silva Pannicke wissen nun in Sachen Kaffee bestens Bescheid.

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