Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Kult gegen „Dose“
Vor dem Bundesliga-Debüt von Union Berlin brodelt es bereits vor dem Anpfiff. Fans planen Stimmungsboykott
Leipzig. Union Berlin debütiert in der Bundesliga. Sonntag 18 Uhr (Sky) ist es soweit: Dann veranstalten die „Eisernen“das erste Spiel ihrer Vereinsgeschichte im Oberhaus des deutschen Fußballs. Nur leider nicht wie erhofft: Nämlich ohne RB Leipzig, sondern mit, weshalb die Premiere auf der großen Bühne vermutlich etwas krawallig ausfallen wird.
Das Wuhlesyndikat 2002, eine Gruppierung der aktiven Fanszene des Köpenicker Fußballvereins, hat gegen den verhassten Red-Bull-Club zum Stimmungsboykott aufgerufen. 15 Minuten lang soll geschwiegen werden – und dann die Hölle über die Gäste aus Südost hereinbrechen. Torhüter Rafal Gikiewicz hat es unter der Woche so formuliert: „Wir Spieler, zusammen mit euch Fans, müssen unseren Gegnern zeigen, dass das unser Platz ist, unser Haus! Sie müssen spüren: Welcome to Hell!“
Nur, was als Demonstration gegen das „Konstrukt“RB Leipzig gedacht ist, mit der die OstBerliner ihren Protest aus den gemeinsamen Zweitligajahren 2014 und 2015 fortsetzen, wird auf dem Platz vermutlich kaum Wirkung entfalten. Leipzigs neuer Trainer Julian Nagelsmann hat vor einiger Zeit auf einer Trainertagung über die Wirkung von Fans und Stadionkulissen auf Fußballer referiert. Dabei wies er daraufhin, dass die ihre Schönheit nicht nur bei eigener Unterstützung, sondern auch in der Fremde entfalten kann. „Das kann einen pushen“, sagte der 32-Jährige, „weil meine Spieler wissen, was auf sie zukommt“. Neun Profis hat er noch im Kader, die schon in der Wuhlheide gespielt haben, als Union-Fans sich schwarze Plaste-Ponchos übergeworfen und ebenfalls eine Viertelstunde lang jeglichen Support eingestellt hatten. Seit einer Woche nun schon kokelt es an der Alten Försterei. Dem Aufruf zum Boykott „und anderen Aktionen“ging eine Aussage von Unions Geschäftsführer Oliver Ruhnert voraus, der kurz vor Veröffentlichung des Spielplans durch die DFL vor ein paar Wochen ein Auftaktspiel gegen RB Leipzig als „worst case“für die schöne Erstliga-Premiere bezeichnet hatte. Ihm folgte unter der Woche Unions Präsident Dirk Zingler, der den Aufruf des Wuhlesyndikats als „brutal ehrlich“bezeichnete und versicherte: „Die Ultras haben den Verein an ihrer Seite.“ RB-Trainer warnt vor Union-Fans. Julian Nagelsmann den euphorischen