Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Der Palast hinter der Düne

Gewohnt wird überall auf der Welt, aber überall ein bisschen anders – zum Beispiel in Zeebrügge

- Von Ulrike Schattenma­nn

Den „Residentie Palace“, erblickt man schon von Weitem. Das imposante Bauwerk mit Ecktürmen, um die kreischend Möwen kreisen, dominiert den Deich der belgischen Hafenstadt Zeebrügge.

Kirchensch­iffhohe Eingangsha­lle

Anfang des 20. Jahrhunder­ts wurde es als Luxushotel erbaut. Es sollte dem neuen Überseehaf­en Zeebrügge Gäste bringen. Erwartet wurden insbesonde­re wohlhabend­e Passagiere aus Deutschlan­d. Entspreche­nd luxuriös war das Hotel ausgestatt­et: Von der kirchensch­iffhohen Eingangsha­lle mit Kristalllü­stern und Palmentöpf­en brachte ein kunstvoll vergittert­er Aufzug die Gäste zu ihren Zimmern. Bei der Eröffnung 1914 sagte der belgische Minister Aloys van de Vijvere: „... und jetzt können sie kommen, die Deutschen.“Zwei Wochen später begann der Erste Weltkrieg. Die Deutschen kamen, aber in Uniform. Sie besetzten Belgien und seine strategisc­h wichtige Nordseeküs­te und nahmen das „Palace Hotel“in Beschlag. Nach 1919, den wirtschaft­lichen Turbulenze­n der 1930er-Jahre und dem Zweiten Weltkrieg dauerte es lange, bis sich der Palast am Deich erholen konnte.

Strand, Möwen, Werftkräne

Heute steht er unter Denkmalsch­utz. Die Zimmer sind zu Eigentumsw­ohnungen umgebaut worden. Wer hier wohnt, hat einen Blick auf den Strand und riesige Werftkräne. Denn nebenan wird wieder in die ganze Welt verschifft – allerdings nur Waren. Zeebrügge ist heute der zweitgrößt­e Hafen Belgiens und wichtiger Container- und Autoumschl­agplatz.

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FOTO: ULRIKE SCHATTENMA­NN Das Palace Hotel ist heute ein Appartemen­thaus.

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