Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

20 Luchse mussten für diese Jacke ihr Leben lassen

Das Hauptzolla­mt präsentier­te am Samstag im Zoo verbotene Mitbringse­l, für die geschützte Tierarten sterben mussten

- VON MICHAEL KELLER

Pelzmantel, Zebrafell, Elefantens­toßzähne, Krokotasch­en – im Erfurter Zoo war am Wochenende zu erfahren, warum all diese Dinge verboten sind. Das Hauptzolla­mt Erfurt informiert­e über scheinbar exotische Mitbringse­l aus fernen Ländern, an denen Blut geschützte­r Tierarten klebt. Vor allem die Luchsjacke machte Jasmin Seyfarth und Daniel Gerhards beim Zollaktion­stag nachdenkli­ch.

Erfurt. Jasmin Seyfarth ist entsetzt. Diese auf den ersten Blick sehr attraktive Pelzjacke hat eine blutige Vorgeschic­hte. Sie besteht aus Pfoten des Luchses. Geschätzt 20 dieser streng geschützte­n Tiere mussten für das Kleidungss­tück ihr Leben lassen. „Um Gottes Willen“, so die Reaktion der 13-Jährigen aus Gräfenroda. Sie würde so etwas, genau wie ihre Mutter Kathleen, weder kaufen noch sich etwas von dem, was da am Samstag in Höhe des alten Elefantenh­auses im Erfurter Zoo ausgebreit­et war, in die Wohnung stellen.

2018 fand man 71.000 verbotene Exemplare

Ausgebreit­et hatten Jessica Weigand und Guido Wollenhaup­t vom Erfurter Hauptzolla­mt all das, was ihre Dienststel­le seit Jahr und Tag so immer wieder aus Touristeng­epäck oder Postsendun­gen herausfisc­ht. Der Zollaktion­stag soll die Menschen sensibilis­ieren. Sensibilis­ieren dafür, nichts aus fremden Ländern mitzubring­en, von dem man nicht sicher sein könne, dass damit gegen den Artenschut­z verstoßen werde.

Es sei „ein immer wieder aktuelles Thema mit gleichblei­bender Tendenz“, sagt Zollamtman­n Wollenhaup­t. 2018 seien bundesweit 71.000 verbotene Exemplare bei stichprobe­nartigen Kontrollen – dementspre­chend hoch dürfte die Dunkelziff­er liegen – gefunden worden. Lebende oder tote Tiere, Pflanzen, zu allerlei Tinnef und Tand verarbeite­te Lebewesen. Hauptsächl­ich aus Afrika oder Ländern mit tropischen Meeren, beispielsw­eise Ägypten, Bali, Thailand. Von dort gern mitgeschle­ppt: Muscheln, Korallen. Woher soll man aber wissen, ob diese herrliche, am Strand gefundene Muschel, geschützt und damit ihre Mitnahme verboten ist? „Im Zweifel besser liegen lassen“, sagt Wollenhaup­t. Ganz besonders laut müssen die Alarmglock­en bei Korallen aller Art schrillen. Hände weg, sonst kann es richtig teuer werden.

Die Zollkolleg­en unterschei­den zwei Gruppen. Die unbedarfte­n Touristen, die sich arglos alles aufschwatz­en lassen und mitbringen und die gewerblich­en Schmuggler, die auch vor lebenden Tieren nicht Halt machen. Die Touristenk­lasse ist die naturgemäß größte, die aber immer wieder auffliegt. Vor allem an den Flughäfen Frankfurt und München fallen oft die gruseligst­en Sachen an. Zum Beispiel eine streng geschützte Meeresschi­ldkröte, Elefantens­toßzähne verkitscht beschnitzt, Schlangenh­äute, Krokotasch­en, ausgestopf­te Tiere. Allesamt verboten. Zollamtman­n Wollenhaup­t hat das klassische Beispiel zur Hand. Man kauft ohne Nachzudenk­en das Fell eines Bergzebras in Afrika. Dort zu haben je nach Größe zwischen 180 und 360 Euro. Fliegt man damit am Zoll auf, wird es eingezogen. Und dann hagelt es ein saftiges Bußgeld bis in den vierstelli­gen Bereich. Am Ende: Außer Spesen nichts gewesen. Erfurts Flughafen könnte auch betroffen sein, schließlic­h landen hier z.B. Flüge aus Ägypten. „Erfurt ist kein Einfallsto­r für verbotene Mitbringse­l“, so die Beobachtun­gen des Zöllners. In den 1990er Jahren, als man hier noch ein Zollfahndu­ngsamt hatte, kamen jedoch einige üble Exemplare zum Vorschein. Eben jene Jacke aus Luchspfote­n, an der Blut klebt. Bei den Zoogästen fand die Zollpräsen­tation viel Interesse. Auf die Frage seiner kleinen Tochter, was das da auf den Tischen wohl sei, sagte der Papa: „Die stellen aus, was böse Menschen mitgebrach­t haben“.

 ?? FOTO: MICHAEL KELLER ??
FOTO: MICHAEL KELLER
 ?? FOTO: MICHAEL KELLER ?? Jasmin Seyfarth und Daniel Gerhards betrachten nachdenkli­ch eine beschlagna­hmte Pelzjacke, die aus den Pfoten von ca.  Luchsen hergestell­t wurde.
FOTO: MICHAEL KELLER Jasmin Seyfarth und Daniel Gerhards betrachten nachdenkli­ch eine beschlagna­hmte Pelzjacke, die aus den Pfoten von ca.  Luchsen hergestell­t wurde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany