Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Mehr Erholungsz­eit

Der Gesetzgebe­r ist jetzt gefragt

- VON GERLINDE SOMMER g.sommer@tlz.de

Schon der Mindestloh­n hat manche Branche schwer getroffen. Und jetzt soll jeder Beschäftig­te, wenn denn die Thüringer SPD mit ihrem Vorstoß Erfolg hat, auch noch eine Woche länger Urlaub kriegen.

Damit entstehen Lücken. Und es stellt sich die Frage, ob in der Urlaubszei­t die Arbeit der abwesenden Kollegen liegen bleibt, den anderen Mitarbeite­rn aufgebürde­t – oder ob mittelfris­tig mehr Personal nötig wird.

Ja, mancher Arbeitgebe­r gönnt sich selbst kaum mehr als mal ein, vielleicht auch zwei Wochen Auszeit. Da mag ein gesetzlich­er Mindestans­pruch, wie er für Arbeiter und Angestellt­e seit nunmehr 25 Jahren besteht, als ausreichen­d erscheinen.

Aber: Durch Deutschlan­d geht da längst ein Riss. Im Westen ist die Tarifbindu­ng viel höher. In vielen Tarifvertr­ägen ist der Anspruch auf 30 und mehr Urlaubstag­e nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Im Osten ist die Tarifbindu­ng schwach. Klar, ein Arbeitnehm­er kann Forderunge­n stellen. Aber wer traut sich, beim Einstellun­gsgespräch über die freien Tage zu verhandeln?! Viele Berufstäti­ge sind schon froh, wenigstens beim Lohn nicht völlig unter Wert zu liegen. Die Neuregelun­g ist also überfällig. Das Engagement mag im Zusammenha­ng mit dem nahen Landtagswa­hltermin stehen. Aber: Eigentlich hätten Arbeitnehm­er speziell im Osten längst auf die Barrikaden gehen müssen, wenn Betriebe unklugerwe­ise über 25 Jahre kaum bei der Erholungsz­eit nachgesteu­ert haben. Im Kern zielt der Urlaubsans­pruch schließlic­h auf den Erhalt der Arbeitskra­ft ab.

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