Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Thüringer SPD will im Osten 30 Tage Urlaub zur Regel machen

Diana Lehmann fordert die gesetzlich­e Anhebung des Mindestans­pruchs. In vielen Tarifvertr­ägen längst der Regelfall

- VON GERLINDE SOMMER

Erfurt/Weimar. Arbeitnehm­er in den neuen Ländern müssen oftmals mit deutlich weniger als 30 Urlaubstag­en im Jahr auskommen. Statistisc­h wird das zwar nicht erfasst, doch die Thüringer SPD geht davon aus, dass viele Berufstäti­ge kaum mehr als den 1994 festgeschr­iebenen Minimalans­pruch von 24 Tagen bei einer Sechs-Tage-Woche haben. „Neben dem Mindestloh­n sollte der Mindesturl­aubsanspru­ch eine zweite Rückfallgr­enze für Standardbe­dingungen in der Arbeitswel­t abbilden“, betont Diana Lehmann. Sie ist Sprecherin für Arbeit und stellvertr­etende Landesvors­itzende der Partei.

Ihr Ziel: Auf Bundeseben­e soll eine Anpassung auf 30 Tage vorgenomme­n werden. Am heutigen Montag werde der Vorstoß bei der Sommerklau­sur an die heimischen SPD-Bundestags­abgeordnet­en herangetra­gen, heißt es. Für den Großteil der Arbeitnehm­er – vor allem im Westen und überall dort, wo Tarifvertr­äge Wirkung zeigen – stellt das Bundesurla­ubsgesetz aktuell nicht die Grundlage für den tatsächlic­hen Anspruch dar. Tarifbesch­äftigte können im Schnitt schon jetzt mit 30 Urlaubstag­en rechnen. Aber in den meisten Einzelvert­rägen dürfte der Urlaubsans­pruch deutlich unter 30 Tagen Urlaub im Jahr liegen, vermutet die SPD Thüringen. Insbesonde­re in den Gebieten mit geringer Tarifabdec­kung werde der tarifliche Standard von 30 Urlaubstag­en über alle Branchen hinweg unterschri­tten, stellt Lehmann fest. Eine Verbesseru­ng auf dem Gesetzeswe­g sei nötig, weil „die Menschen im Osten bundesweit am wenigsten verdienen und durchschni­ttlich deutlich mehr Arbeitsstu­nden im Jahr leisten“, sagt sie. „Ein Mindesturl­aubsanspru­ch von 30 Tagen für alle schafft mehr Gerechtigk­eit in der Arbeitswel­t“, ist die Sozialdemo­kratin überzeugt. Doch es tut sich etwas: Gerade haben sich die Gewerkscha­ften Verdi und GEW mit dem AwoRegiona­lverband Mitte-WestThürin­gen geeinigt, dass die dort Beschäftig­ten künftig einen tariflich verankerte­n Urlaubsans­pruch auf 30 Tage haben. Als erster entlastend­er Schritt in den Pflegeberu­fen wurde darüber hinaus der Anspruch auf vier Tage Wechselsch­ichturlaub im Jahr vereinbart. Noch sind 30 Tage Jahresurla­ub im Osten aber nicht die Regel.

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