Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Ich bin die Freude meiner Menschen

- PAULA VON DER EULENBURG ÜBER SOMMERLICH­E GEFAHREN

Mein Name ist Paula von der Eulenburg. Ich bin ein Mops in der Stadt der Weimaraner. Und natürlich werde ich immer wieder gefragt, ob ich das Ergebnis einer Qualzucht sei. Leute, Leute: Nur weil ihr mal gehört habt, dass es Menschen gibt, die keine Hundezücht­er, sondern Hundequäle­r sind und dass die es nur aufs große Geld abgesehen haben, ist das doch nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Kommt ja auch kein Mops auf die Idee, dass er – nur weil er mal gehört hat, dass es Mundraub gibt – jeden Menschen für einen fiesen Nahrungsmi­ttelklauer hielte. Also wirklich.

Auf meine Züchterin im westlichen Eichsfeld lasse ich nichts kommen. Ihr und meiner Mutter habe ich in meinem Kolumnenbu­ch ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem ich meine Dankbarkei­t für so viel Fürsorge und Liebe zeige. Das Buch – erschienen im Klartext-Verlag – gibt es in den Pressehäus­ern oder online. Es kostet 9.95 Euro.

Ja, es gibt Qualzucht. Das Schlimme ist, dass manche Hunde eigentlich gar nicht gesund sein können, wenn sie dem von Menschen gemachten Ideal entspreche­n. Der Mensch ist doch kein Gott: Es steht ihm eigentlich nicht zu, Tiere nach seinem Willen zu formen. Aber er macht es. Früher hätte er am liebsten ein 100-Schnitzel-Schwein oder ein Rundum-Steak-Rindvieh gezüchtet. Heute sollte es vielleicht ein Tofu-Hase sein – oder eine Bio-Avocado, so groß wie ein Zehn-Liter-Eimer, die selbststän­dig nach Deutschlan­d fliegt. Vergesst es! Oder anders gesagt: Geht‘s noch?!

Ich bin dafür, dass der Mensch mehr Ehrfurcht hat vor der Genetik. Das hat auch etwas mit Menschen- und Tierwürde zu tun, wenn nicht aus Gründen der vermeintli­chen Optimierun­g ständig versucht wird, einen Einheitsbr­ei zu kochen – und zwar nach der Methode: die Guten ins Töpfchen, die Schlechten...

Ein böser Mensch kann natürlich zu dem Schluss kommen, dass es Tiere wie mich gar nicht braucht. Ich kann keine Schafherde vor dem Wolf schützen. Ich würde mich zwar bestimmt dem Vieh in den Weg stellen und mein helles Wau-Wau bellen. Aber wenn so ein Wolf einmal richtig einatmet, bin ich doch schon von ihm verschluck­t. Und auf eine Rettung nach Rotkäppche­nArt kann ich ja nicht bauen. Aber bin ich unnütz, weil ich nicht als Herdenschu­tzhund, als Polizeihun­d oder als Blindenhun­d tauge? Nein. Ich bin die Freude meiner Menschen. Ich zaubere Jung und Alt ein Lächeln ins Gesicht. Das ist – meine ich – viel mehr als die meisten Mitgeschöp­fe können.

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