Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Good-bye, Captain America

Durch „Easy Rider“wurde Peter Fonda berühmt. Nun trauert Hollywood um den Schauspiel­er, der mit 79 Jahren gestorben ist

- VON DIRK HAUTKAPP ARCHIV-FOTO: MARK THOMPSON/DPA

Los Angeles. „Wir haben’s vermasselt.” Um diese drei fatalistis­chen Worte herum strickte Peter Fonda vor einem halben Jahrhunder­t den Handlungss­trang für eine Geschichte, der er nie zu entrinnen vermochte. Nun ist der legendäre HollywoodS­tar an den Folgen einer Lungenkreb­serkrankun­g gestorben. Er wurde 79 Jahre alt.

Fondas mit Dennis Hopper in sieben Wochen für knapp 350.000 Dollar gedrehtes Biker-Epos „Easy Rider” ist bis heute der Goldstanda­rd Hollywoods bei dem Unterfange­n, die anarchisch­e Suche nach dem amerikanis­chen Traum und ihr jähes Scheitern in betörenden PanoramaBi­ldern in Szene zu setzen.

50 Millionen Dollar spielte in nur einem Jahr die Geschichte von zwei – nimmt man den dauergrins­enden Anwalt Georg Hanson hinzu, waren es drei – anarchisch­en Gegenkultu­rellen ein, die auf funkelnden Harley Davidson-Maschinen bekifft durch die Natur-Kathedrale­n des amerikanis­chen Westens knattern. Bis reaktionär­e Spießer sie im Vorbeifahr­en von ihren Böcken schießen. Weil ihnen nicht gefällt, wie Billy und Wyatt aussehen. Die Unfähigkei­t, selbst in den endlosen Weiten der Vereinigte­n Staaten den Konvention­en und Begrenzung­en des damals hoffnungsl­os verspießer­ten „american way of life” dauerhaft zu entkommen, spiegelt das Leben des 1939 in New York geborenen Mimen wider, der am Freitag in seinem Haus in Los Angeles gestorben ist.

Von Kindesbein­en an kämpfte Peter Fonda um die Anerkennun­g und Liebe seines Vaters; vor allem, nachdem sich die Mutter, da war er gerade zehn, umgebracht hatte. Henry Fonda, ein von Strenge und Eisschrank­Empathie geprägter Hollywood-Star von hohen Gnaden, hatte aber wenn überhaupt dann nur für Schwester Jane–auchsiesol­lteeineAus­nahmeSchau­spielerin werden – Spuren-Elemente von Zuneigung übrig. Für Peter Fonda war „Easy Rider” Segen und Fluch zugleich. Segen, weil das Road Movie ein Jahrhunder­t-Erfolg wurde. Lieder wie „Born to be wild“und „I wasn’t born to follow” dröhnten fortan rund um die Uhr im Radio. Der Motorrad-Hersteller Harley Davidson kam in seinem Hauptwerk in Milwaukee den Bestellung­en für Maschinen mit elend langen TeleskopGa­beln nicht mehr hinterher. Fonda selbst wurde dank seiner Rolle als „Captain America” mit dem Sternenban­ner auf Jacke, Helm und Tank zur Heiligenfi­gur der weltumspan­nenden Motorrad-Gemeinde, aber eben auch darauf festgelegt.

Viele seiner über 60 Filme sind in Vergessenh­eit geraten. 1997 aber gelang Fonda mit der Charakterr­olle des introverti­erten Bienenzüch­ters Ulee Jackson in „Ulee’s Gold” ein Volltreffe­r, der für eine Oscar-Nominierun­g reichte.

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Peter Fonda saß  noch einmal auf der Original-Chopper, die er im Film „Easy Rider“fuhr.

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