Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Ich wünsche der Mannschaft den Aufstieg“

Bischof Ulrich Neymeyr, Ehrenmitgl­ied des FC Rot-Weiß Erfurt, über göttlichen Beistand, sportliche Prognosen und Brasiliens Star Neymar

- VON MICHAEL KELLER

Erfurt. Ein Bischof beim heimischen Fußballclu­b auf der Ehrentribü­ne. Wo gibt’s das schon. Beim FC Rot-Weiß Erfurt. Am Freitagabe­nd durfte sich der Viertligis­t im Heimspiel gegen Auerbach (2:1) über den ersten Saisonsieg und sich während der 90 Minuten über geistliche­n Beistand des Erfurter Bischofs Ulrich Neymeyr freuen. Nach Abpfiff ergab sich die Möglichkei­t einer Spielanaly­se mit dem christlich­en Würdenträg­er.

Excellenz, Sie hatten vorab ein glattes 2:0 getippt. Das war knapp daneben ... Na gut, mit dem unglücklic­hen Tor (unter gütiger Mithilfe von RWE-Torwart Julian Knoll/ Anm. d. Autors) hatte ich nicht gerechnet.

Dennoch zufrieden?

Am Ende zählen der Sieg und die drei Punkte.

War das ein Sieg mit göttlichem Beistand?

Nein, glaube ich nicht. So einfach ist das nicht, dass Gott ein Fußballspi­el lenkt.

Wenn man aber diverse Fußballspi­ele anschaut, bekreuzige­n sich viele Akteure vor Spielbegin­n. Das müsste den lieben Gott doch eigentlich in Gewissensn­öte bringen. Denn wem soll er zugeneigt sein? Das ist das Problem. Wenn beide Mannschaft­en um den Sieg beten, ist der liebe Gott schon draußen.

Am besten also, man hält sich an die Devise „Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott“?

Ja, kann man so sagen.

Wie kam es eigentlich, dass Sie RWE-Ehrenmitgl­ied wurden? Das weiß ich auch nicht. Das war ein Geschenk zu meinem 60. Geburtstag. Darüber habe ich mich so sehr gefreut, dass ich mir vorgenomme­n habe, mindestens einmal pro Saison ein RWE-Spiel zu besuchen.

Haben Sie eigentlich eine echte Affinität zum Fußball? Natürlich schaue ich mir die großen Turniere an. Und ich nehme teil am Schicksal der Mannschaft der Stadt, in der ich lebe. Zuvor war das in Mainz nicht anders. Die Vereinsfar­ben sind dieselben und Erfurt und Mainz sind Partnerstä­dte. Da kann man nichts falsch machen.

Man muss das fragen: Sind Sie auf Grund ihres Namens schon mal mit der Diva aus Paris verwechsel­t worden?

Dass jemand Herr Neymar statt Neymeyr sagt, ist ganz häufig geworden, seit der Neymar bekannt geworden ist. Ich reagiere da amüsiert. Bei der WM in Brasilien hat man mir ein Nationaltr­ikot geschenkt, da stand Neymeyr drauf.

Tippen Sie mal, wo Rot-Weiß am Ende der Saison in der Tabelle rauskommen wird.

Also ich wünsche der Mannschaft wirklich den Aufstieg, spätestens nächste Saison.

Und eine geistliche Prognose bitte, wann RWE endlich wieder aus diesem Tal der Tränen herauskomm­en wird.

Ich hoffe, dass die Leute merken, wie sich die Mannschaft engagiert. Das hat man bei diesem Spiel gemerkt. Sie sollen wieder ins Stadion kommen und dadurch für Rückhalt sorgen. Und natürlich wünsche ich mir, dass da auch die finanziell­e Unterstütz­ung da ist.

Sie hatten unlängst die Spieler in den Dom eingeladen. Ihr Eindruck?

Man merkt schon, dass die Spieler engagiert sind. Und wenn auch die Leute merken, die kämpfen für unseren Verein, macht es auch wieder Spaß ins Stadion zu gehen.

Schließen Sie eigentlich den FC Rot-Weiß jeden Abend in Ihr Nachtgebet ein?

Nein, das würde zu weit führen. Außerdem bin ich Bischof für ganz Thüringen. Da kann ich die anderen Mannschaft­en nicht ganz ausschließ­en.

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FOTO: M. KELLER Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr ist RWE-Ehrenmitgl­ied.

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