Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Vapiano will Sanierung fortsetzen
Die kriselnde Gastrokette hat sich bei der Expansion übernommen, Vorstandsboss Cornelius Everke schmeißt hin
Köln. Nach dem unerwarteten Abgang ihres Chefs will die angeschlagene Restaurantkette Vapiano die Sanierung fortsetzen. Die jetzige Strategie werde sich nicht ändern, teilte die Kölner Firma am Montag mit. Hintergrund: Am Sonntag hatte der Vorstandsvorsitzende Cornelius Everke nach nur einem Dreivierteljahr im Amt seinen Rücktritt zum 31. August bekannt gegeben – aus persönlichen Gründen, hieß es. Die Firma betonte, der Rücktritt sei „hundertprozentig“freiwillig geschehen. Vapiano ist tief in roten Zahlen, der Schuldenberg ist hoch. Bei einem Umsatz von 372 Millionen Euro machte die Kette 2018 einen Verlust von 101 Millionen Euro. Man habe sich bei der Expansion „etwas verhoben“, hatte Everke vor Kurzem eingestanden. Der erfahrene Manager, Jahrgang 1964, wollte die Kette mit ihren 230 Restaurants auf Vordermann bringen. Er setzte auf eine Verschlankung der Menükarte und verbesserte Arbeitsabläufe – lange Warteschlangen hatten mancherorts Kunden verärgert. Der Fokus sollte sich wieder auf die Profitabilität richten und weniger auf eine umfassende globale Marktpräsenz. Anfang des Jahres hatte Vapiano sein USGeschäft – derzeit sechs Restaurants – für ein Finanzpaket von 20 Millionen US-Dollar verkauft.
Vorerst soll die bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Vanessa Hall, eine langjährige Gastronomie-Managerin, die Firma führen, und zwar mindestens bis April 2020. Am Mittwoch steht in Köln die Hauptversammlung auf dem Programm – vor allem Kleinaktionäre dürften ihrem Ärger Luft machen. Die Vapiano-Aktie hat seit dem Börsenstart 2017 mehr als 80 Prozent ihres Wertes verloren. Das dürfte auch den Großaktionären, den Tchibo-Erben Günter und Daniela Herz sowie der WellaErbin Gisa Sander, wenig gefallen haben. (dpa)