Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
EHC mahnt die versprochene Hallenerrweiterung an
Laut Finanzdezernent Linnert scheitern die Pläne zur Eishockeyhalle, weil keine Fördergelder fließen
Erfurt. Die von der Stadtverwaltung geplante Teilsanierung der Eishockeyhalle anstelle einer Vollsanierung mit Tribünen-Erweiterung stößt beim Eishockeyclub (EHC) Erfurt auf scharfe Ablehnung. Die Verwaltung ignoriere den „parteiübergreifenden, politischen Willen von Sportausschuss und Stadtrat“, schreibt das Präsidium. Gemeinsam mit den politischen Gremien, dem Erfurter Sportbetrieb, Architekten und Ingenieuren sei man nach monatelangen Verhandlungen zu dem Entschluss gekommen, dass eine Renovierung und Erweiterung die sinnhaftesten Maßnahmen seien. Die Erweiterung sei daher auch in den Haushalt aufgenommen worden. Alle Abstimmungen würden durch den Vorstoß der Verwaltung ad absurdum geführt. Dabei beruft sich das EHC-Präsidium nicht zuletzt auf Aussagen von Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD). Dieser habe das mehrfache Versprechen der Erweiterung mit den Worten „Darauf könnt Ihr Euch jetzt verlassen!“unterstrichen.
Bausewein äußerte sich bisher nicht zur Hallenfrage. Laut Finanzdezernent Steffen Linnert (SPD) wurde die Beschlussvorlage aber in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters „besprochen und beschlossen“.
Linnert steht zu der Vorlage, die Haushaltsgelder von der Eishockeyhalle zugunsten der Sanierung von zwei Freibädern umlenken will. „Von Anfang an war klar, dass die Erweiterung nur umgesetzt werden kann, wenn Fördergelder fließen“, sagt er. Weder beim Land noch beim Bund hätten entsprechende Förderanträge aber Erfolg gehabt. Auch ohne unterfinanzierte Bäder könne und dürfe die Verwaltung bei der Eishockeyhalle nicht handeln.
Da aber eine Sperrung der Halle drohe, solle durch die Teilsanierung die Wettkampffähigkeit erhalten werden. Einige der geplanten Maßnahmen, für die nun noch 3,2 Millionen Euro veranschlagt werden, könnten zeitnah beginnen.
Wenn jedoch einmal Investitionen in dieser Höhe getätigt würden, lasse sich in naher Zukunft kein Abriss mit Neubau mehr rechtfertigen. Hingegen sei die ursprünglich geplante Variante der Erweiterung nach jüngsten Schätzungen nicht nur um zwei Millionen Euro teurer geworden, sondern auch mit hohen Risiken in Fragen der Statik und des Brandschutzes behaftet. „Wir könnten vielleicht nicht alles nutzen, was wir da bauen“, sagt Linnert und weist auf den bei einer Vollsanierung erlöschenden Bestandsschutz hin. Der Stadtrat soll Ende August den Grundsatzbeschluss zur Freibadsanierung fällen, der durch die Haushaltsmittel aus der Eishockeyhalle ermöglicht würde. Die Haushaltshoheit liege beim Stadtrat, betont Linnert. Doch gebe der Bund das Fördergeld für die Bädersanierung nur, wenn bis Mitte September der Eigenanteil finanziert ist. Der EHC trainiert wöchentlich mit rund 180 Kindern und Jugendlichen. Die erste Mannschaft, die „TecArt Black Dragons“, spielt in der dritten Eishockeyliga. Als einzige Spielstätte dort verfüge man über keinen einzigen Sitzplatz, heißt es vom Präsidium. Es gebe keinerlei Komfort, die Sichtverhältnisse seien schlecht. Hinsichtlich der Kabinen und der Funktionsräume sei die Halle „in einem erbarmungswürdigen Zustand“. „Wer in der Stadtverwaltung glaubt, dass der aktuelle Zustand 10 bis 15 Jahre beibehalten werden kann, um dann einmal in einer Halle mit 1500 Sitzplätzen den Zuschauern ein tolles Eishockeyerlebnis bieten zu können, wird erleben müssen, dass es bis dahin keinen Eishockeyverein mehr in Erfurt gibt“, sagt der EHC-Präsident HansPeter Meinhardt.