Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Razzia gegen Betreiber von Plattform
Durchsuchungen in Ostthüringen
Schmölln. Es ist noch dunkel, als gestern gegen 4.30 Uhr in neun Bundesländern rund 1000 Polizisten, Ermittler und Staatsanwälte ausrücken und an die Türen klopfen.
Die Polizeidirektion im niedersächsischen Göttingen hat für ihre Cybercrime-Ermittlungen diese umfangreiche Durchsuchungen in Deutschland sowie in Litauen und Kroatien koordiniert. Betroffen ist in Ostthüringen der Raum Schmölln.
Die Razzien richteten sich gegen 22 deutsche Betreiber oder Mitglieder des Internetportals „xplosives.net“, auf dem sich unter anderem über die Herstellung von Sprengstoff und Bomben ausgetauscht wurde. Das sagte gestern im niedersächsischen Göttingen Uwe Lüders, der Präsident der dortigen Polizeidirektion.
Einer der Beschuldigten soll nach seinen Angaben in Thüringen leben. Nach Aussage eines Sprechers des Landeskriminalamtes (LKA) in Erfurt soll es Durchsuchungen im Raum Schmölln gegeben haben. Weitere Angaben machte das LKA gestern mit Verweis auf die Ermittlungen in Göttingen nicht. Nach Aussagen der Ermittler ist bisher keiner der Verdächtigen im Alter zwischen 17 und 55 Jahren vorbestraft. Auch gebe es derzeit keine Hinweise auf extremistische Ansichten. Auch zu möglichen Anschlagszielen gebe es bisher keine Erkenntnisse. Die Ermittlungen stünden bei der Auswertung der vorgefundenen Datenträger und des in Litauen sichergestellten Servers aber erst am Anfang, betont der Polizeipräsident. Es seien bundesweit 127 Kilogramm Grundstoffe zur Herstellung von Sprengmitteln und Sprengstoff sowie 30 Kilogramm Grundstoffen für die Produktion von synthetischen Drogen beschlagnahmt worden. Auch Waffen und Waffenteile sowie umfangreiche digitale Datenträger bis hin zum Server der Internetplattform sicherten die Beamten.