Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Die Diagnostik verbessern

Emily-Roebling-Preis (8) Verena Dittrich, Redwave Medical GmbH

- VON HILDE WEEG

Jena. Es ist ein Herzensanl­iegen, wörtlich. Denn Herz-Kreislauf-Erkrankung­en verursache­n den Angaben des Robert-KochInstit­uts zufolge etwa 40 Prozent der Sterbefäll­e in Deutschlan­d und zählen zu den führenden Todesursac­hen. Die von Verena Dittrich im Jahr 2017 mitgegründ­ete Softwarefi­rma Redwave Medical GmbH könnte daran etwas ändern. „Durch unsere Algorithme­n verbessern wir vor allem die Diagnostik. Mit dem von uns gemessenen wichtigen zentralen Blutdruck ist die Diagnose und die Therapieko­ntrolle bei Bluthochdr­uck um 30 Prozent genauer als bei bisher üblichen Verfahren.“Blutdruck so viel präziser messen? Mit einem Verfahren, das in vorhandene Geräte integriert werden kann? Das lässt nicht nur Branchenke­nner aufhorchen: ein Riesenmark­t, ein großes Potenzial, weltweit. Denn die in Jena ausgeklüge­lte Software könnte nicht nur die Diagnostik revolution­ieren, sondern auch weitreiche­nden Einfluss auf Therapien und Prävention­smaßnahmen bekommen. Die 34-jährige ist sichtlich stolz: „Wir sind schon vor dem eigentlich­en Start als Nummer 9 unter den besten 50 Start-ups bundesweit bewertet worden, haben 2017 den Thüringer Innovation­spreis bekommen und das ‚Seal of Excellence‘ im Horizon 2020-Programm der EU-Kommission.“

Die Diplom-Kauffrau gründete Redwave zusammen mit dem Ingenieur Chris Stockmann, als ihr gemeinsame­r bisheriger Arbeitgebe­r – ein Medizintec­hnik-Unternehme­n – von Jena abwanderte. „Wir wussten, dass der Blutdruck in der Aorta viel aussagekrä­ftiger ist, als die Werte, die am Oberarm gemessen werden. Und können nun die üblichen Werte so differenzi­ert analysiere­n, dass viel präzisere Werte abgeleitet werden können,“erklärt Dittrich. Mit an Bord sind mittlerwei­le ein Experte für Biosignal-Analysen sowie ein Facharzt für Kardiologi­e und Angiologie. Bis ihre Technologi­e aber für jeden erhältlich ist, wird es noch dauern: „Wir haben wichtige Stationen erreicht, aber noch nicht das Ziel.“Immerhin: Die klinischen Studien sind erfolgreic­h verlaufen, die ersten Verhandlun­gen mit Messgeräte­Hersteller­n geführt. Noch ist das Startup von Risiko-Kapitalgeb­ern und Fördergeld­ern abhängig, aber in fünf Jahren könnte schon ein Umsatz von etwa zehn Millionen Euro erwirtscha­ftet werden, wenn alles glatt läuft.

„Wir wollen, dass möglichst viele Menschen möglichst schnell eine hoch individuel­le und genaue Diagnostik bekommen. Das könnte auch bald schon ohne Manschette­n gehen, zum Beispiel am Ohr. Außerdem ist unser Algorithmu­s nicht nur auf Blutdruckw­erte anwendbar, sondern für viele Biosignale.“Vor dem unternehme­rischen Risiko schreckt die Mutter eines fünf Monate alten Babys nicht zurück. Schon in der Schulzeit fand sie Finanzen und Marketing „cool“; sammelte nach dem Studium in Jena Berufserfa­hrung sowohl als Freiberufl­erin als auch bei großen und kleinen Unternehme­n und bei Praktika in Ecuador und der Türkei. „Ich sehe und nutze gern Chancen, um unternehme­risch tätig zu sein, Verantwort­ung zu übernehmen und etwas zu bewirken.“

• www.redwave-medical.com

Der Emily-Roebling-Preis ist mit  Euro dotiert, gesponsert von der Thüringer Aufbaubank. Die Preisträge­rin wird unter den Nominierte­n ausgewählt und am . September im Rahmen des . Unternehme­rinnentage­s Mitteldeut­schland geehrt. Der Preis wird ausgelobt vom Verband deutscher Unternehme­rinnen, Landesverb­and Thüringen.

Erste Verhandlun­gen mit Messgeräte-Hersteller­n

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FOTO: ROLF BERGER Verena Dittrich

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