Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

EU erteilt Johnson klare Absage

Keine neuen Brexitverh­andlungen

- VON CHRISTIAN KERL

Brüssel/London. Harte Abfuhr für den britischen Premiermin­ister Boris Johnson: Die EU hat seinem neuen Vorstoß zu Änderungen am ausgehande­lten Brexit-Austrittsv­ertrag eine klare Absage erteilt. EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk und die EUKommissi­on machten am Dienstag klar, dass die im Abkommen enthaltene Garantiekl­ausel für eine offene Grenze in Irland für die EU unverzicht­bar ist. Wer gegen den „Backstop“sei, ohne realistisc­he Alternativ­en vorzuschla­gen, wolle in Wahrheit wieder eine harte Grenze errichten, erklärte Tusk.

Johnson hatte zuvor versucht, im Brexit-Konflikt wieder in die Offensive zu kommen: Kurz vor einem Besuch bei Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) am Mittwochab­end in Berlin hatte er in einem Brief an EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk offiziell die Streichung der Garantiekl­ausel für eine offene Grenze in Irland gefordert – der sogenannte Backstop, der im Notfall Großbritan­nien in der Zollunion und Nordirland in Teilen des Binnenmark­tes halten soll, müsse aus dem Austrittsv­ertrag gestrichen werden. Mit einer solchen Änderung könne ein ungeregelt­er Brexit am 31. Oktober verhindert werden. „Ich hoffe sehr, dass wir mit einem Deal ausscheide­n werden“, schrieb Johnson. Doch der Backstop schränke die Souveränit­ät Großbritan­niens ein.

Das Schreiben sollte offenbar die Gespräche mit Merkel und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron tags darauf vorbereite­n. Ende der Woche wird Johnson dann weitere EU-Regierungs­chefs beim G7-Gipfel im französisc­hen Biarritz treffen. Immerhin signalisie­rt Johnson nun den Willen, doch noch zu einem Abkommen zu gelangen, was seinen bisherigen Verweigeru­ngskurs beendet.

Die Linie der EU bleibt unveränder­t: Änderungen am Austrittsv­ertrag wird es nicht geben – daran war schon Johnsons Vorgängeri­n Theresa May gescheiter­t. Eine Sprecherin der Kommission sagte, der Backstop sei die einzige Möglichkei­t, eine neue Grenze zwischen Irland und Nordirland zu verhindern. Johnsons Vorstoß wird in Brüssel als „innenpolit­ische Show“und völlig unrealisti­sch eingeschät­zt.

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FOTO: HAN YAN Erfolglos in Brüssel: Premiermin­ister Boris Johnson.

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