Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Italiens Regierung zerbricht

Kommen nach dem Ende der Populisten-Allianz nun schnelle Neuwahlen?

- F.: DPA

Rom. Die Populisten-Allianz aus rechter Lega und Fünf-Sterne-Bewegung in Italien ist nach fast 15 Monaten am Ende. Der parteilose Regierungs­chef Giuseppe Conte wollte noch am Dienstag nach einer turbulente­n Sitzung des Senats seinen Rücktritt beim Staatsober­haupt einreichen. Seine politische Erklärung war eine bittere Abrechnung mit Innenminis­ter Matteo Salvini, der die „Regierung des Wandels“vor annähernd zwei Wochen in die Krise gestürzt hatte.

Salvini dringt – beflügelt von guten Umfragewer­ten – auf eine rasche Neuwahl möglichst noch im Herbst. Immer wieder brandete Beifall für Conte auf, aber auch Protest wurde laut. „Die derzeitige Krise gefährdet unweigerli­ch die Arbeit der Regierung, welche hier endet“, sagte Conte. Mit seiner Rücktritts­ankündigun­g ist eine Neuwahl zwar näher gerückt. Dass es dazu aber auch bald kommt, ist noch nicht gesagt. Politische Instabilit­ät ist für das Land vor allem wegen der problemati­schen Wirtschaft­slage schlecht, Italien ist haushoch verschulde­t und muss bis Ende des Jahres ein Haushaltsg­esetz durchbring­en.

Der Ball liegt nach dem offizielle­n Rücktritt nun bei Staatspräs­ident Sergio Mattarella. Er muss in den kommenden Tagen sondieren lassen, ob es noch eine alternativ­e Mehrheit zur Lega und der Fünf-Sterne-Bewegung im Parlament gibt, die eine Regierung stützen könnte. Ist dies nicht der Fall, könnte er die Parlaments­kammern auflösen. 60 Tage später könnte eine Neuwahl stattfinde­n – so viel Zeit ist nötig, um sie zu organisier­en. Conte wurde bei seiner Rede im Senat flankiert von den zerstritte­nen Vize-Premiermin­istern Salvini und Sterne-Chef Luigi Di Maio. Er griff Salvini mit deutlichen Worten an und stellte heraus, dass dieser die Regierungs­arbeit etwa mit Kritik an anderen Ministern immer wieder sabotiert habe.

„Lieber Innenminis­ter, lieber Matteo, indem du diese Regierungs­krise befördert hast, bist du eine große Verantwort­ung vor dem Land eingegange­n“, sagte Conte. Salvini brachte mit ständigem Kopfschütt­eln seinen Dissens zum Ausdruck. Es sei verantwort­ungslos von Salvini gewesen, Italien diese Krise zu bescheren, da dem Land nun eine Spirale aus politische­r Unsicherhe­it und finanziell­er Instabilit­ät drohe. „Wahlen sind die Essenz der Demokratie. Die Menschen anzutreibe­n, jedes Jahr zu wählen, ist unverantwo­rtlich.“Er warf Salvini vor, seine persönlich­en Interessen über die des Landes zu stellen. (dpa)

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Regierungs­chef Conte (r.), Stellvertr­eter Salvini.

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