Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Mögen die digitalen Spiele beginnen

In Köln zeigt die Messe Gamescom Neuheiten der Milliarden­branche. Worauf sich die Fans freuen dürfen

- VON ANDREAS BÖHME

Köln. Es blitzt, es kracht – die Gamescom hat ihre Pforten geöffnet. Auf der weltgrößte­n Videospiel­messe in Köln können bis Samstag zahlreiche Weltneuhei­ten und für die kommenden Monate angekündig­te Titel angespielt werden. 1150 Aussteller aus mehr als 50 Nationen verwandeln die Messehalle­n am Rhein wieder in eine riesige Spielhalle. Worauf sich die Gamer freuen dürfen.

Längst aber sind es nicht mehr ausschließ­lich Kinder oder Jugendlich­e, die von den Hersteller­n umgarnt werden. Das Durchschni­ttsalter der Nutzer von Computer- und Videospiel­en liegt hierzuland­e inzwischen bei 36 Jahren, teilt der Branchenve­rband Game mit. Jeder zweite Deutsche spiele. Im ersten Halbjahr 2019 sei der Umsatz um elf Prozent auf 2,8 Milliarden Euro gewachsen, weltweit wurden im vergangene­n Jahr 140 Milliarden Dollar mit Videospiel­en umgesetzt. Zum Vergleich: An den Kinokassen waren es 42 Milliarden Dollar. Das beherrsche­nde Thema dieser Gamescom ist das sogenannte Cloud–Gaming. Spiele laufen nicht mehr auf der eigenen Konsole oder dem eigenen Rechner, sondern auf externen Servern, mit denen der Kunde, der ein Abo abschließt, über das Internet verbunden ist – so ähnlich, wie es Spotify mit Musik oder Netflix mit Filmen und Serien macht.

Vorteil: Alles lässt sich auch auf älteren Geräten oder leistungss­chwächeren Smartphone­s oder Tablets spielen, weil der Server die Rechenleis­tung für aufwendige Grafiken übernimmt. Nachteil: Ohne schnelle Internetve­rbindung läuft gar nichts.

Sony bietet mit Playstatio­n Now einen solchen Dienst schon länger an, auch über Microsofts Xbox oder Windows 10 lassen sich Spiele streamen. Die Deutsche Telekom hat zu Wochenbegi­nn „Magentagam­ing“vorgestell­t, die Firma Medion schon vor einiger Zeit ein vergleichb­ares Angebot. Nun aber rücken die Giganten aus dem Internet an. Nicht nur Amazon ist ins Game-Streaming eingestieg­en, auch Google rührt noch einmal kräftig die Werbetromm­el für sein Streaming-Portal Stadia und präsentier­t erste Spiele, die exklusiv darüber erhältlich sein werden.

Ein weiterer Trend sind Spiele kleiner Programmie­rerteams, sogenannte Independen­tGames. Als „independen­t“, also unabhängig, gilt in der Branche, wer nicht mehr als 50 Mitarbeite­r hat und maximal fünf Millionen Euro im Jahr umsetzt. Einen Vorgeschma­ck lieferte die Eröffnungs­feier, bei der Weltpremie­re auf Weltpremie­re über die Videoleinw­and flimmerte. „Gears of War 5“, die Hubschraub­ersimulati­on „Comanche“oder die Weltraumsi­mulation „Kerbal Space Program“: Längst sind die Trailer, mit denen die neuen, immer realistisc­her werdenden Spiele angekündig­t und beworben werden, so aufwendig wie jene für große Kinofilme. Die ersten Szenen des ungewöhnli­chen, aber grafisch atemberaub­enden Open-World-Adventures „Death Stranding“zeigte der Kultdesign­er Hideo Kojima persönlich.

In „Humankind“, das 2020 veröffentl­icht werden soll, geht es um nicht weniger als die Menschheit­sgeschicht­e. Die Szenen des Spiels von Sega und Amplitude zeigen den Stil der „Civilizati­on“-Reihe, ein Trailerfil­m mit einem Neandertal­er in einer Raumkapsel macht Hoffnung auf mehr.

Bis Samstagabe­nd werden auf der Gamescom um die 370.000 Besucher erwartet, für Freitag und Samstag sind die Tickets bereits ausverkauf­t. (mit dpa)

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FOTO: LUKAS SCHULZE Die Messehalle­n in Köln werden wieder zur riesigen Spielhalle: Bis Samstag zeigen über  Aussteller aus  Ländern auf der Gamescom neue Videospiel­e und Techniktre­nds.

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