Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Vom Freiheitshelden zum Tyrannen
Simbabwes verstorbener Langzeitpräsident Robert Mugabe hinterlässt ein Land in Trümmern
Harare. Er war bekannt für seine Exzentrik – und für seinen Machtwahn. Viele sahen in ihm einen Befreiungshelden, er selbst fühlte sich von Gott ernannt. Das verarmte südafrikanische Simbabwe regierte er zuletzt mit harter Hand. Mit dem Tod von Simbabwes früherem Langzeitpräsidenten Robert Mugabe ist in dem Land eine Ära zu Ende gegangen. Im Alter von 95 Jahren starb der bis zuletzt umstrittene Politiker am Freitag in Singapur.
Der Langzeitherrscher hatte zeitlebens polarisiert, was sich auch in den Reaktionen auf seinen Tod widerspiegelte. Mugabe wurde am Freitag einerseits als couragierter Freiheitsheld gewürdigt, viele betonten aber auch seine autokratische Führung. Von Kenias Präsident Uhuru Kenyatta hieß es: „Wir werden den früheren Präsidenten Mugabe als einen Mann des Mutes in Erinnerung behalten, der nie davor zurückscheute, für das zu kämpfen, an das er glaubte – selbst als er nicht beliebt war.“Er habe eine wichtige Rolle beim Kampf für die Interessen des Kontinents gespielt.
Als Guerillachef hatte Mugabe gegen die Herrschaft der weißen Minderheit im Land gekämpft und danach Simbabwe seit der Unabhängigkeit 1980 regiert – zuletzt mit harter Hand. 2017 wurde er nach fast 40 Jahren an der Macht gestürzt. Anschließend verbrachte er mehrere Monate zur Behandlung in einem Krankenhaus in Singapur, seine Gesundheit hatte sich zunehmend verschlechtert. Die Situation in Simbabwe ist heute schwierig: Die Währung ist nichts wert, Strom gibt es nur für ein paar Stunden am Tag, und das Gesundheitssystem ist weitgehend kollabiert. Die Inflation schreitet voran und es herrscht Rekordarbeitslosigkeit. Eigentlich hat das Land großes Potenzial: Rohstoffe wie Diamanten, eine gut ausgebildete Bevölkerung und ein gutes Klima für die Landwirtschaft. Sein Nachfolger Mnangagwa sagt, er habe heute mit einer völlig am Boden liegenden Wirtschaft zu kämpfen, die es nun wieder aufzubauen gelte. Das jahrelange Chaos im Land hatte Millionen Simbabwer ins Exil und eine Art Subsistenzwirtschaft getrieben, viele staatliche Institutionen sind kollabiert.
Mugabe selbst pflegte einen Hang zu Allmachtsfantasien. Bei einer Wahlkampfveranstaltung 2008 sagte er: „Nur Gott, der mich ernannt hat, wird mich abwählen können.“Gerüchte über gesundheitliche Probleme kommentierte er so: „Es stimmt: Ich war tot. Aber ich wurde wie immer wiedergeboren.“(dpa)