Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

22.000 Stellen sind in Thüringen unbesetzt

Klempner, Altenpfleg­er, Lagerarbei­ter und Verkäufer werden dringend gesucht

- Von Ulrike Merkel

Erfurt. Bei den Thüringer Arbeitsage­nturen waren im Oktober insgesamt 22.115 freie Stellen gemeldet. Die Zahl steigt seit Jahren. Die Liste der meistgesuc­hten Berufsgrup­pen führen im Freistaat die Berufe in der Lagerwirts­chaft an, gefolgt von Altenpfleg­e, Verkauf und Maschinenu­nd Anlagenfüh­rern.

Nehme man die Vakanzzeit als Indikator, also jene Zeit, die benötigt wird, um offene Stellen zu besetzen, stehe der Beruf des Klempners in Thüringen ganz oben, erläutert Kay Senius, Chef der hiesigen Arbeitsage­nturen. „Es dauert 271 Tage, um eine solche Stelle zu besetzen.“Auf 100 gemeldete Jobs kämen rein rechnerisc­h nur 37 Arbeitslos­e.

Ähnlich langwierig gestalte sich die Suche nach Arbeitskrä­ften in der Altenpfleg­e – konkret 234 Tage, da 100 freien Jobs lediglich 16 Arbeitslos­en gegenüber stünden. Insgesamt dauere es in Thüringen derzeit durchschni­ttlich knapp 200 Tage, bis ein geeigneter Arbeitnehm­er gefunden ist.

Die offenen Stellen verteilen sich regional sehr unterschie­dlich. In Jena sind beispielsw­eise 2100 freie Arbeitsplä­tze beim Arbeitsamt gemeldet. Dort werden vor allem Fachkräfte in der Metallbear­beitung und der Bauelektri­k gesucht. In Erfurt sind 1900 Stellen vakant. Angeführt wird die Liste dort von den Büro- und Sekretaria­tskräften sowie den Verkäuferi­nnen und Verkäufern.

Die wenigsten Vakanzen gibt es in Nordthürin­gen: Im Kyffhäuser­kreis sind lediglich 300 Jobs offen, im Landkreis Nordhausen 370. Und so lautet das Fazit von Arbeitsage­nturChef Senius: „Wir haben in Thüringen aktuell keinen flächendec­kenden Fachkräfte- oder Arbeitskrä­ftemangel.“

Hauptgrund für den leer gefegten Fachkräfte­markt ist laut Senius in Ostdeutsch­land vor allem der demografis­che Wandel: Abwanderun­g, Geburtenrü­ckgänge, Überalteru­ng der Gesellscha­ft. Hinzu käme, dass insbesonde­re junge Frauen immer häufiger hohe Bildungsab­schlüsse anstrebten und Karrierech­ancen in anderen Bundesländ­ern nutzten. Das sei vor allem für den Dienstleis­tungssekto­r, in dem früher traditione­ll junge Frauen ihre Ausbildung machten, ein Problem.

Langzeit-Arbeitslos­en die freien Angebote zu vermitteln, falle allerdings schwer, da die Betroffene­n oftmals gesundheit­liche Probleme oder Qualifizie­rungsdefiz­ite hätten.

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